OECD Wachstumsaussichten bis 2060: Neue Wirtschaftsmächte lösen traditionelle Industrienationen ab

(Berlin/Paris, 9. November 2012) Schnell wachsende Schwellenländer werden in den kommenden 50 Jahren einen immer größeren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung erbringen. Der OECD-Report Looking to 2060: A Global Vision of Long-term Growth kommt zu dem Schluss, dass sich das globale Gewicht der Wirtschaftsmächte erheblich verlagern wird.

Der Bericht prognostiziert das Wachstum in den 34 OECD-Ländern sowie in acht G20-Staaten, die nicht zur OECD gehören. Er erwartet eine durchschnittliche jährliche Steigerung des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von etwa drei Prozent, die allerdings je nach Land und Region sehr unterschiedlich ausfallen wird: Aufstrebende Volkswirtschaften werden danach weiterhin sehr viel schneller wachsen als etablierte Industrienationen. Diese werden laut Projektion im Schnitt maximal zwei Prozent BIP-Zuwachs verzeichnen.

Die langfristig unterschiedlichen Wachstumsaussichten führen zu einer Neuordnung im Gleichgewicht der ökonomischen Kräfte. So könnte China die Vereinigten Staaten bereits im Jahr 2016 als größte Wirtschaftsmacht der Welt ablösen. Auch Indien wird die USA längerfristig überholen. Zusammengenommen werden die beiden asiatischen Wirtschaftsriesen schon in wenig mehr als zehn Jahren ein größeres BIP erwirtschaften als die G7-Staaten. Die rasche Bevölkerungsalterung in Japan sowie in wichtigen Volkswirtschaften der Eurozone wird dazu führen, dass diese immer stärker von „jungen“ Ländern wie Brasilien oder Indonesien verdrängt werden. Innerhalb Europas kommt dabei auf Deutschland, Luxemburg und Österreich der größte Verlust an wirtschaftlicher Bedeutung zu.

„Die Welt, in der unsere Kinder und Enkel leben werden, wird sich von unserer heutigen Welt fundamental unterscheiden”, sagte OECD Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts. „Das schnelle Wachstum der Schwellenländer stellt uns vor Herausforderungen, die wir meistern müssen, um Wohlstand und Nachhaltigkeit für alle zu sichern. Der Schlüssel dazu liegt in mehr Bildung und Produktivität. Sie sollten weltweit zur politischen Priorität werden.”

Die Verschiebung des wirtschaftlichen Gewichts in Richtung Niedriglohnländer wird dort dazu beitragen, die Lebensstandards zu verbessern. So dürfte sich etwa das Pro-Kopf-Einkommen in den ärmsten Ländern bis 2060 vervierfachen. In China und Indien könnte es dann sogar sieben Mal höher sein als heute. In einem halben Jahrhundert wird die Kluft zwischen den Lebensverhältnissen in aufstrebenden und hochentwickelten Nationen weniger ausgeprägt sein als heute. Zwischen einzelnen Ländern werden allerdings weiterhin klare Unterschiede bestehen.

Sollten sich die Länder jedoch zu ambitionierten Arbeits- und Produktmarktreformen entscheiden, könnte das globale BIP dadurch jährlich um 0,3 Prozentpunkte gesteigert werden. Das weltweite Pro-Kopf-Einkommen würde im Jahr 2060 somit etwa 16 Prozent höher liegen als im Basisszenario angenommen: „ Keine unserer Voraussagen ist in Stein gemeißelt“, sagte Generalsekretär Gurría. „Mutige Strukturreformen können das Wachstum anregen und die Lebensbedingungen für Menschen überall auf der Welt verbessern.“

Wie sich das Ranking der Volkswirtschaften in den kommenden Jahren verändern könnte, erfahren Sie in der folgenden Tabelle: http://www.oecd-berlin.de/download/Copy_of_GDPRanking1.xls