Bericht über die menschliche Entwicklung 2013: Der Aufstieg des Südens

Menschlicher Fortschritt in einer ungleichen Welt

Es ist außerordentlich ermutigend, dass viele Entwicklungsländer in den letzten Jahren große Fortschritte auf dem Gebiet der menschlichen Entwicklung verzeichnen und sich als Akteure auf der globalen Bühne etablieren konnten. Dieser „Aufstieg des Südens“, der zu einer wachsenden Vielfalt der Stimmen und Machtfaktoren geführt hat, stellt die Grundsätze infrage, die bisher als Richtschnur der politischen Entscheidungsträger und als Triebfeder für die wichtigsten nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Institutionen galten. Stärkere Stimmen aus dem Süden verlangen repräsentativere Strukturen der internationalen Governance, die die Grundsätze von Demokratie und Gerechtigkeit verkörpern.

UNDPs Bericht über die menschliche Entwicklung 2013, „Der Aufstieg des Südens: Menschlicher Fortschritt in einer ungleichen Welt“, betrachtet die geopolitischen Entwicklungen unserer Zeit, untersucht sich abzeichnende Fragestellungen und Trends sowie die neuen Akteure, die die Entwicklungslandschaft prägen.

Der Bericht stellt fest, dass die eindrucksvolle Transformation einer großen Anzahl von Entwicklungsländern zu dynamischen großen Volkswirtschaften mit wachsendem politischen Einfluss erhebliche Auswirkungen auf den Fortschritt der menschlichen Entwicklung ausübt.

Durch eine bessere Repräsentation des Südens und der Zivilgesellschaft können schnellere Fortschritte bei wichtigen globalen Problemen erzielt werden

Der Aufstieg des Südens führt zu einer größeren Vielfalt der Akteure auf der globalen Bühne. Dies bietet die Chance, Governance-Institutionen aufzubauen, in denen alle maßgeblichen Gruppen umfassend vertreten sind und in denen diese Vielfalt in produktiver Weise zur Lösung der Weltprobleme eingesetzt wird.

Für die internationalen Organisationen sind neue Leitsätze erforderlich, die die Erfahrungen des Südens einbeziehen. Die Entstehung der Gruppe der Zwanzig (G20) ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung, aber auch in den Bretton-Woods-Institutionen, in den Vereinten Nationen und in anderen internationalen Gremien muss eine ausgewogenere Vertretung der Länder des Südens erreicht werden.

Die aktive Zivilgesellschaft und die sozialen Bewegungen bedienen sich auf nationaler und transnationaler Ebene der Medien, um ihren Forderungen nach einer gerechten und fairen Governance stärker Gehör zu verschaffen. Die Ausbreitung dieser Bewegungen und die Zunahme der Plattformen zur Artikulierung wichtiger Botschaften und Forderungen stellen die Governance-Institutionen vor die Notwendigkeit, demokratischere und inklusivere Grundsätze einzuführen. Ganz allgemein muss eine gerechtere und weniger ungleiche Welt Raum bieten für eine Vielfalt von Stimmen und ein System des öffentlichen Diskurses.

Der Aufstieg des Südens bietet neue Möglichkeiten für die Vergrößerung des Angebots an öffentlichen Gütern

Eine nachhaltige Welt erfordert ein größeres Angebot an globalen öffentlichen Gütern. Anzahl und Dringlichkeit der globalen Probleme nehmen ständig zu, von der Eindämmung des Klimawandels und der internationalen wirtschaftlichen und finanziellen Instabilität bis zur Bekämpfung des Terrorismus und der Verbreitung von Kernwaffen.

Diese Probleme erfordern eine globale Antwort. Dennoch ist in vielen Bereichen die internationale Zusammenarbeit immer noch langsam und zeitweise gefährlich zögerlich. Der Aufstieg des Südens bietet neue Chancen für eine wirksamere
Versorgung mit globalen öffentlichen Gütern und für die Überwindung der aktuellen Pattsituationen bei zahlreichen globalen Fragen.

Die Eigenschaften „öffentlich“ oder „privat“ sind in den meisten Fällen keine ureigenen Attribute eines öffentlichen Gutes, sondern gesellschaftliche Konstrukte. Von daher sind sie Ergebnis einer politischen Entscheidung. Nationale Regierungen können sich einschalten, wenn auf einzelstaatlicher Ebene eine Unterversorgung besteht, doch wenn sich globalen Herausforderungen stellen, ist eine internationale Zusammenarbeit erforderlich und kann nur durch das freiwillige Handeln vieler Regierungen zustande kommen.

Angesichts der Vielzahl drängender Probleme sind Fortschritte bei der Entscheidung darüber, was auf öffentlicher und was auf privater Ebene zu regeln ist, nur zu erreichen, wenn Personen und Institutionen eine starke und engagierte Führungsrolle übernehmen.

Der Aufstieg des Südens bietet neue Chancen für eine wirksamere Versorgung mit globalen öffentlichen Gütern und für die Überwindung der aktuellen Pattsituationen bei zahlreichen globalen Fragen

Der Bericht über die menschliche Entwicklung 2013 legt den aktuellen globalen Kontext dar und gibt Politikern und Bürgern Navigationshilfen an die Hand, damit sie angesichts der immer stärkeren Vernetzung der Welt Kurs halten und den wachsenden globalen Herausforderungen begegnen können. Er beschreibt, wie sich die Machtverhältnisse, die Mitsprachemöglichkeiten und der Wohlstand auf der Welt ändern, und er stellt neue politische Konzepte und Institutionen vor, die unverzichtbar sind, um den Realitäten des 21. Jahrhunderts Rechnung zu tragen und eine menschliche Entwicklung zu fördern, die durch mehr Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und soziale Integration geprägt ist. Um Fortschritte auf dem Gebiet der menschlichen Entwicklung zu erreichen, müssen auf globaler wie auf nationaler Ebene Maßnahmen ergriffen und Institutionen geschaffen werden. Auf globaler Ebene sind institutionelle Reformen und Innovationen erforderlich, um die globalen öffentlichen Güter zu schützen und solche Güter bereitzustellen. Auf nationaler Ebene ist das Engagement des Staates für soziale Gerechtigkeit wichtig, aber auch das Verständnis dafür, dass angesichts der Vielfalt landesspezifischer Gegebenheiten, Kulturen und institutioneller Bedingungen technokratische Einheitsrezepte weder realistisch noch effektiv sind.

Dennoch zeichnen sich übergreifende Grundsätze ab, wie zum Beispiel gesellschaftlicher Zusammenhalt, staatliches Engagement für Bildung, Gesundheit und Sozialschutz sowie Offenheit für Handelsintegration, die die Navigation auf dem Weg zu einer nachhaltigen und ausgewogenen menschlichen Entwicklung erleichtern.

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Human Development Report 2013 Deutsche Zusammenfassung

Human Development Report 2013 English version