OECD DAC 2017 Report

Daten für Entwicklung | OECD Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2017

Daten sind eine Grundvoraussetzung, um die Agenda 2030 der Vereinten Nationen umsetzen zu können und sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Dabei stellen die SDG (Sustainable Development Goals) hohe Anforderungen an die nationalen Statistiksysteme weltweit, vor allem die vieler Entwicklungsländer. 
Der „Development Co-operation Report“ legt daher in diesem Jahr den Fokus auf das Thema Daten für Entwicklung. Der Bericht schlägt konkrete Maßnahmen vor, wie Entwicklungsländer und ihre Partner die im Hinblick auf Daten bestehende Kluft überbrücken können. Und er geht der Frage auf den Grund, wie sich die statistischen Systeme in Entwicklungsländern stärken lassen, um bessere Daten für eine bessere Politik und bessere Lebensbedingungen zu liefern.

Daten sind eine Grundvoraussetzung, um die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen umsetzen und sicherstellen zu können, dass niemand zurückgelassen wird. Der Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2017 legt den Fokus auf das Thema Daten für Entwicklung, denn qualitativ hochwertige, zeitnahe und aufgeschlüsselte Daten sind unerlässlich, um das übergeordnete Entwicklungsziel – das Wohlergehen der Menschen zu steigern und die Armut zu bekämpfen – zu erreichen. Es besteht allerdings ein erhebliches Risiko, dass der anhaltende Mangel an grundlegenden Daten über die Bevölkerung und den Planeten in den Entwicklungsländern bzw. die geringen Anreize und Kapazitäten zur Beseitigung dieser Defizite einer erfolgreichen Umsetzung im Weg stehen.

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDG) stellen an die nationalen Statistiksysteme weltweit hohe Anforderungen. Die meisten Länder, darunter zahlreiche OECD‑Länder, haben für viele der Indikatoren des globalen Indikatorenrahmens der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen noch nicht mit der Datenerhebung begonnen. Viele Entwicklungsländer mit geringen Statistikkapazitäten stehen sogar vor noch größeren Herausforderungen. So sind etwa die Armutsdaten in 77 Entwicklungsländern unzureichend. In nur 56% der Länder weltweit werden mindestens 90% der Geburten erfasst, und in Subsahara‑Afrika stehen lediglich in 15%, in Südasien in 33% und in Südostasien in 36% der Länder solche Daten zur Verfügung. Über nationale Statistikvorschriften, die den Grundprinzipien der amtlichen Statistik der Vereinten Nationen entsprechen, verfügen lediglich 37 Länder. Es sind nach wie vor große methodologische und strategische Herausforderungen zu bewältigen, u.a. jene, die Datenerhebung für das globale Monitoring einerseits und für die nationale Politikgestaltung andererseits zu harmonisieren.

In diesem Bericht wird untersucht, wie Entwicklungsländer und ihre Entwicklungspartner die im Hinblick auf Daten bestehende Kluft überbrücken können, indem sie die einzigartige Chance nutzen, die Technik in den Dienst des bislang ehrgeizigsten Entwicklungsplans, die Agenda 2030, zu stellen – und damit die Risiken mindern. Dank neuer Technologien und der sogenannten Datenrevolution lassen sich Daten, die politische Entscheidungsträger für fundierte Politikentscheidungen und eine evidenzbasierte Prioritätensetzung brauchen, leichter, schneller und kostengünstiger erheben. Einfach mehr Daten zu erheben, genügt jedoch nicht: Die Daten müssen aufbereitet, analysiert und verarbeitet werden, um für die Politikgestaltung, das Monitoring und die Rechenschaftslegung von Nutzen zu sein.

Die Datenrevolution bietet Regierungen und nationalen Statistikämtern eine willkommene Chance, mehr nützliche Daten zu erheben, indem neue Quellen zur Generierung von Daten genutzt werden, die die offiziellen Statistiken ergänzen und verbessern, jedoch nicht ersetzen können. In einigen Entwicklungsländern hat die Datenrevolution bereits Einzug gehalten – mit positiven Ergebnissen. In Äthiopien, Sri Lanka, Südafrika und Uganda wurden die Effizienz und die Genauigkeit von Volkszählungen und Datenerhebungen durch den Einsatz von Geräten für computergestützte persönliche Interviews, wie Tablets und andere mobile Geräte, verbessert. Geodaten erleichtern in nationalen Statistiksystemen das Monitoring der sozioökonomischen und ökologischen Gegebenheiten, ermöglichen eine geografische Aufschlüsselung und eine größere Dynamik der geolokalisierten Daten.

In diesem Bericht werden Möglichkeiten identifiziert, wie die Datenkluft überbrückt werden kann, um die nachhaltige Entwicklung zu fördern. In den Entwicklungsländern bedarf es politischer Führungsstärke, um zu gewährleisten, dass Daten zu einem Entwicklungsmotor werden. Dies setzt voraus, dass das Konzept Daten für Entwicklung gefördert und zugleich sichergestellt wird, dass bei der Datenerhebung hohe Qualitätsstandards eingehalten werden, durch die der Datenschutz und die Vertraulichkeit der Daten gewährleistet werden. Im Bericht über die Entwicklungszusammenarbeit 2017 werden sechs konkrete Maßnahmen empfohlen, um das Potenzial, das Daten für eine nachhaltige Entwicklung bieten, maximal auszuschöpfen.

Datenmaßnahme 1 Statistische Rechtsvorschriften, Regelungen und Standards an den sich verändernden Datenbedarf anpassen

Um inklusive Datenökosysteme aufzubauen, die für die globale Entwicklung und die einzelnen Bürger von Nutzen sind, bedarf es eines geeigneten institutionellen und gesetzlichen Rahmens. Die wachsende Zahl an der Datenproduktion und ‑nutzung beteiligter öffentlicher, privater und zivilgesellschaftlicher Akteure und Institutionen macht den Bedarf an klaren rechtlichen und ethischen Standards, Qualitätsnormen und Protokollen noch dringender. Mit diesen sollte die Nutzung traditioneller und neuer Datenquellen geregelt werden, um das nötige Vertrauen zu schaffen, damit diese Daten zu zweckmäßigen Politikmaßnahmen und guten Entwicklungsergebnissen beitragen.

Datenmaßnahme 2 Die Quantität und Qualität der Datenfinanzierung verbessern

Investitionen in Statistiksysteme müssen sowohl in den Entwicklungsländern als auch bei deren Entwicklungspartnern zu einer strategischen Priorität werden. Wenn die nationalen Statistiksysteme die wachsende Nachfrage nach mehr und besseren Daten decken sollen, müssen die Budgets aufgestockt werden. Indem Daten zu einer sektorübergreifenden Priorität der Entwicklungszusammenarbeit erklärt werden, können die Leistungserbringer diese allmählich als Teil der grundlegenden Infrastruktur zur Erfüllung der nationalen, regionalen und globalen Entwicklungsverpflichtungen begreifen.

Datenmaßnahme 3 Die statistischen Kapazitäten und die Datenkompetenz durch neue Ansätze erhöhen

Es müssen neue, umfassendere Ansätze zum Aufbau statistischer Kapazitäten entwickelt und getestet werden, die über den Kapazitätsaufbau zur Erhebung von Daten hinausgehen und die nationalen Statistikämter in die Lage versetzen, im Datenökosystem eine wandelbare, multifunktionale Rolle zu übernehmen und bessere institutionelle Rahmenbedingungen bzw. ein günstigeres Umfeld für Daten und Statistiken zu schaffen.

Datenmaßnahme 4 Die Effizienz und die Wirkung durch Datenpakte oder andere koordinierte, von den Partnerländern getragene Ansätze steigern

Die Entwicklungsländer sollten die Anreize zur Erhebung von Daten für die nationale Politikgestaltung einerseits und das globale Monitoring andererseits mit Hilfe inklusiver, auf gegenseitiger Rechenschaftspflicht beruhender Partnerschaften zwischen den Datenproduzenten und ‑nutzern besser aufeinander abstimmen. Datenpakte zur Koordinierung und Harmonisierung der Investitionen in Daten und der Förderung von Statistiksystemen sind ein vielversprechender Ansatz, der weiter getestet werden sollte, um sicherzustellen, dass er den Bedürfnissen aller betroffenen Akteure gerecht wird und die gegenseitige Rechenschaftspflicht in Bezug auf die Umsetzung gemeinsamer, ergebnisorientierter Aktionspläne fördert.

Datenmaßnahme 5 In von Partnerländern erhobene Ergebnisdaten investieren und diese nutzen, um die Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu überwachen

Die internationalen Entwicklungsakteure dürfen nicht an einem „Business‑as‑usual“‑Ansatz festhalten. Statt Daten für die Deckung ihrer eigenen Berichts‑ und Rechenschaftserfordernisse zu erheben und zu nutzen, sollten sie die von den Partnerländern getragenen Strategien und Datenökosysteme fördern. Dies erfordert eine klare Vision und einen pragmatischen Umgang mit dem Druck, für jeden in die Entwicklungszusammenarbeit geflossenen Dollar Ergebnisse auszuweisen. Außerdem bedeutet dies, dass sichergestellt werden muss, dass die Ergebnisse unabhängiger Datenerhebungen allen Entwicklungsakteuren zugänglich und auf die statistischen Zielsetzungen der Regierungen der Entwicklungsländer abgestimmt sind.

Datenmaßnahme 6 Bessere Daten erheben und für ein besseres Gesamtverständnis der SDG‑Finanzierung nutzen

Auch die Daten zur Entwicklungsfinanzierung müssen verbessert werden. Das bedeutet, dass ein umfassendes Bild der Finanzierung gewonnen werden muss, indem die Verfügbarkeit und Transparenz hochwertiger Daten zur Entwicklungsfinanzierung erhöht und die jeweiligen Methoden und Standards verbessert werden, mit dem Ziel, Entwicklungsländer in die Lage zu versetzen, ihre nationalen Entwicklungsstrategien und ‑prioritäten zu planen und im Haushalt zu veranschlagen.

Quelle: OECD