Armutszeugnis 2010

Der enge Fokus der MDG auf Armutsbekämpfung und soziale Entwicklung sollte um Umwelt- und Verteilungsaspekte erweitert werden, um die “Blindheit“ der MDG gegenüber der Verteilung von Einkommen, Vermögen und damit Lebenschancen zu überwinden. Dies fordert der Report “Armutszeugnis 2010“, mit dem das Global Policy Forum Europe und terre des hommes nicht nur eine Zwischenbilanz der bisherigen MDG-Umsetzung vornehmen, sondern auch Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die entwicklungspolitische Agenda bis zum Jahr 2015 abgeben und neue Entwicklungsmodelle und Wohlstandsindikatoren über die MDG hinaus vorstellen. Obwohl der Report bei einigen MDG, darunter Armutsreduzierung, Grundbildung, Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten, zum Teil beachtliche Fortschritte konstatiert, sind diese regional sehr unterschiedlich verteilt. Andere Ziele dagegen, wie die Halbierung des Hungers und die Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit können beim bisherigen Entwicklungstrend bis 2015 kaum mehr erreicht werden. Zudem sind infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise, des Klimawandels und der Ernährungskrise in vielen Ländern sogar Rückschritte bei manchen MDG zu verzeichnen. Nach Schätzung der Weltbank werden bis Ende 2010 zusätzlich 64 Millionen Menschen in extremer Armut leben müssen. Schwachpunkte und “blinde Flecken“ des MDG-Konzepts, die zu Umsetzungsdefiziten geführt haben, identifiziert der Report in ihrer selektiven Auswahl und im Fehlen der Themen Menschenrechte, Demokratie, gute Regierungsführung sowie Frieden und Sicherheit. Ein zentraler Schwachpunkt ist die Unausgewogenheit zwischen den Zielen und Verpflichtungen, die klare quantitative und zeitliche Vorgaben für die Länder des Südens enthalten, und den Zielen für den Norden, die in MDG 8 nur vage Absichtserklärungen formulieren. Bei der Weiterentwicklung der MDG diskutieren die Autoren verschiedene Optionen, wie die Einführung neuer Indikatoren, die Erweiterung des MDG-Zielkatalogs sowie neue Entwicklungsmodelle, die nicht mehr primär auf Wirtschaftswachstum zur Bekämpfung von Armut setzen. Entscheidend sei, dass die Entwicklungspolitik zukünftig ganzheitlichere Ansätze nachhaltiger Entwicklung in den Blick nehme. Der Report schlägt damit eine Brücke zwischen dem MDG-Prozess und dem Diskurs über nachhaltige Entwicklung im Kontext des “Rio+20-Gipfels“, der im Jahr 2012 stattfinden wird. Quelle: VENRO 2015 aktuell. http://www.globalpolicy.org/images/pdfs/GPFEurope/Armutszeugnis_2010.pdf

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