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LernKonzept

Beta Stand 05.05.2017

Methodisch-didaktisches Konzept für WELTHANDELN

Konzept – Was soll das alles?

WELTHANDELN ist ein Lernansatz, den Karsten Weitzenegger als freier Bildungspartner für nachhaltige Entwicklung seit 2015 verfolgt. Es ist selbst ein lernendes Konzept, das nie vollständig sein soll, sondern offen bleibt und durch die Praxis verändert wird. Das Konzept soll Menschen und Methoden verbinden, um die entstehende Zukunft zu gestalten. Frei nach Freire lautet das Motto von WELTHANDELN: „Die Welt lesen lernen, um die Zukunft schreiben zu können.”

Im Sinne des UNESCO Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ will WELTHANDELN Menschen befähigen, informierte Entscheidungen zu treffen, verantwortungsbewusst zu handeln, sich politisch zu engagieren und dadurch sich und die Gesellschaft in der sie leben zu transformieren.[1]

Inhalte – Worum geht es?

Wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit fordert uns unser gemeinsames Schicksal dazu auf, einen neuen Anfang zu wagen.[2] Im Zuge von globalen Veränderungsprozessen, wie dem Wachstum der Weltbevölkerung, enormen Ressourcenverbrauch, Klimawandel, Entwaldung und Verlust der Biodiversität soll eine Nachhaltige Entwicklung diesen Prozessen so entgegenwirken, dass sie die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können.[3]

Mit der 2030-Agenda der Vereinten Nationen mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), und dem Klimaabkommen von Paris hat sich die Weltgemeinschaft im Jahr 2015 ehrgeizige Ziele gesetzt. Allen Menschen soll ein Leben in Würde ermöglicht werden, Armut und Hunger sollen beendet, die Umwelt geschützt werden. Insbesondere die reichen Länder sind dazu aufgerufen, ihren Beitrag zu mehr globaler Gerechtigkeit zu leisten.[4]

Der Umfang der 17 SDGs mit den 169 Unterzielen macht die Komplexität deutlich: Kein Problem kann ohne das andere nachhaltig gelöst werden, alles ist verbunden und bedingt sich gegenseitig. Erfolg bei einem Ziel nutzt nur, soweit die anderen Ziele erreicht werden. Dies erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Kein Land kann die Ziele allein erreichen, aber jedes Land kann dazu beitragen. Dies erfordert internationale Zusammenarbeit. National beschränkte Lösungen wirken nicht mehr. Auf lokaler Ebene entstehen vielfältige Lösungen.

Keine Regierung kann die Ziele gegen Gesellschaft und Unternehmen und letztlich die Menschen in ihrem Alltag durchsetzen. Dies erfordert demokratische Zusammenarbeit aller sozialen Akteure und Gruppen. Alle Lösungen müssen zugleich sozial, ökonomisch und ökologisch tragfähig sein und kulturell akzeptiert werden. Dies erfordert komplexes vernetztes lokales und globales Denken und Handeln. Die Technologien und Vereinbarungen einer nachhaltigen Lebensweise sind noch nicht alle bekannt. Erfahrung zählt nur bedingt, es muss von der Zukunft gedacht und gelernt werden.[5]

Es gibt kaum noch wirtschaftliche, soziale, natürliche oder kulturelle Lernbereiche, die losgelöst vom weltweiten Kontext zu betrachten sind. Bei lokalen Schlüsselthemen wie Energie und Klimaschutz, Konsum und Lebensstile, Biodiversität und Lebensräume, Mobilität, Bauen und Wohnen, Gesundheit, Ernährung, Bewegung, Menschenrechte und Demokratie, Handel, Migration und kulturelle Vielfalt sind nachhaltige Lösungen nur vernetzt und global denkbar.

Zweck – Wozu dient WELTHANDELN?

Der gesellschaftliche Wandel kommt nicht durch Gesetzte oder Technologen, sondern geschieht im Kopf und kommt durch Verhaltensänderungen. Bildung entscheidet über die Zukunft der Menschheit.[6] SDG 4 fordert eine inklusive, gerechte und hochwertige Bildung sowie lebenslanges Lernen für alle. Bis 2030 soll zudem sichergestellt sein, dass alle Lernenden das Wissen und die Kompetenzen erhalten, die sie benötigen, um eine nachhaltige Welt mit zu gestalten.[7] Die UNESCO unterstützt die Ziele bis 2019.mit einem umfassenden Weltaktionsprogramm. Denn ein grundlegender Wandel, wie er für eine zukunftsfähige, global gerechte Lebens- und Wirtschaftsweise notwendig ist, gelingt nur dann, wenn er von vielen Menschen getragen wird.

Damit die Transformation zu einer nachhaltigen klimaverträglichen Weltgesellschaft tatsächlich gelingen kann, muss ein Gesellschaftsvertrag zur Innovation durch einen neuartigen Diskurs zwischen Regierungen und Bürgern innerhalb und außerhalb der Grenzen des Nationalstaats vereinbart werden. Auf diesem Weg ist ein offener Such- und Lernprozess nötig. Zwar lassen sich Nachhaltigkeitsziele benennen, aber eine genaue Beschreibung eines angestrebten Endzustands von Wirtschaft und Gesellschaft ist nicht möglich.[8]

Das erfordert einen Wandel in unserem Bewusstsein und in unseren Herzen. Es geht darum, weltweite gegenseitige Abhängigkeit und universale Verantwortung neu zu begreifen. Wir müssen die Vision eines nachhaltigen Lebensstils mit viel Fantasie entwickeln und anwenden, und zwar auf lokaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene. Unsere kulturelle Vielfalt ist ein unschätzbares Erbe und die verschiedenen Kulturen werden auf eigenen, unterschiedlichen Wegen diese Vision verwirklichen.[9]

Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen. Wir können gemeinsam viel voneinander lernen, immer lebensfreundlichere, freiere und gerechtere Verhältnisse herzustellen. Wir brauchen einem neuen Dialog über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten.

Forschung und Bildung sind zentral für diesen Suchprozess. Durch Bildung sollte Problembewusstsein entwickelt und systemisches Denken erlernt werden, damit Menschen die Transformation partizipativ mitgestalten können. Gesellschaftliche Beteiligung an der Erarbeitung von Forschungsfragen, am Forschungsprozess sowie an der Ergebnisdiskussion sind zentrale Erfolgsfaktoren für die Transformation. Eine partizipativ ausgerichtete, transformationsrelevante Bildung ist unabdingbar für die aktive Beteiligung der Gesellschaft im Transformationsprozess.[10] Der Traum von der Menschlichkeit, dessen Umsetzung immer ein Prozess ist und immer in die Zukunft weist, ereignet sich durch den Bruch mit den realen und konkreten Ketten der wirtschaftlichen, politischen, sozialen und ideologischen Ordnung, die uns zur Unmenschlichkeit verurteilt. Der Traum ist somit eine notwendige Forderung oder Bedingung, die sich ständig in der Geschichte die wir gestalten und die uns gestaltet und verändert stellt.[11]

Lernziele – Was soll WELTHANDELN bewirken?

WELTHANDELN unterstützt das Ziel, aktive Beteiligung an einer sozial gerechten Gesellschaft in der globalisierten Welt zu fördern, globale Zusammenhänge aufzuzeigen und zu verantwortungsvollem Handeln zu motivieren.

Handlungsfelder von WELTHANDELN als Bildungsinhalte sind insbesondere

  1. Fähigkeiten, Einstellungen und Werte zu entwickeln, die Menschen in die Lage versetzen, die Gestaltung ihres Lebens in die eigene Hand zu nehmen und gemeinsam mit anderen gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen;
  2. Konzepte für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften zu entwickeln und fachlich zu begründen;
  3. wissenschaftliche Kenntnisse und unternehmerischen Mut für die Entwicklung von nachhaltigen Lösungen nutzbar zu machen;

WELTHANDELN stärkt die Fähigkeit und Bereitschaft, sich als Teil der Menschheit und der Natur wahrzunehmen und fördert die Kompetenz für eine nachhaltige Lebensgestaltung und die demokratische Beteiligung an der Entwicklung einer zukunftsfähigen Gesellschaft. Ziel und Mittel von WELTHANDELN ist, über die Grenzen von Fachgebieten, Funktionen, Ländern, Kulturen hinweg Gemeinschaften zu bilden, in denen Menschen aneinander und miteinander wachsen.

Nachbarschaft – Wo lebt WELTHANDELN?

WELTHANDELN nutzt andere Lernansätze, ohne sie ersetzen oder überragen zu wollen. Ein Ziel dabei ist, dass sich Menschen mit Praxiserfahrung aus den bisher getrennten relevanten Bereichen vernetzen und verständigen. Schließlich wollen wir alle fast das Gleiche, nämlich durch Lernen das Handeln zu verändern. Alle sind willkommen, daran mitzuwirken.[12]

Als transformative Bildung betont WELTHANDELN die Notwendigkeit eines weltweiten sozialen, ökologischen und ökonomischen Wandels und will die dafür notwendigen Inhalte und Kompetenzen vermitteln. Als entwicklungspolitische Bildung liegt ein Schwerpunkt auf dem Engagement gegen die globale Armut und für eine gerechtere Welt. In Sinne von Globalem Lernen unterstützt es die Orientierung und Verantwortung in der Weltgesellschaft. Als Interkulturelle Bildung will das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Ideen und Perspektiven fördern. Als Politische Bildung ist sie an der Demokratisierung gesellschaftlicher Verhältnisse interessiert und stellt sich den Umbrüchen und vielfältigen Krisen unserer Zeit. Als Global Citizenship Education denkt es alles zusammen und fördert die Sicherung demokratischer Werte sowie die Anerkennung von Frieden und gewaltfreien Konfliktlösungen.

Jedoch ist eine Welt in Krisen und Umbrüchen nicht in standardisierten Modellen zu begreifen. Kompetenzorientierung wird didaktisch substanzlos, wenn politisches Wissen und Fähigkeiten nicht auf die politische Gestaltung gesellschaftlicher Gegenwarts- und Zukunftsfragen bezogen werden. WELTHANDELN eröffnet Wege, die Gesellschaft individuell und kollektiv handelnd zu verändern. Nur im Handeln entsteht die Möglichkeit, etwas Neues zu erfahren, zu denken und zu begründen.

WELTHANDELN kann sich nicht in der Vermittlung von Wissen und Kenntnissen über Nachhaltigkeit erschöpfen, es ist vielmehr Bildung, die auf gesellschaftlichen Wandel zielt, sie ist Bildung zur Transformation, die individuelle Einstellungs- und Verhaltensänderungen ebenso im Blick hat wie strukturelle und institutionelle Reformen.

WELTHANDELN kann man nicht verstehen, ohne sein Leben zu verändern. Es ist ein auf humanistischen Werten basierendes Konzept, das didaktisch-methodische Haltungen und Handeln erforderlich, welche eine bestimmte Haltung der Lehrenden voraussetzt. Zukunftsfähigkeit ernsthaft als gesellschaftliche Leitperspektive zu etablieren, das bedeutet nicht weniger als einen Kulturwandel in unserer bisherigen Denk- und Lebensweise zu vollziehen.

Beteiligte – Wer lernt WELTHANDELN?

WELTHANDELN steht Menschen zur Verfügung, die lernen wollen, die eigenen Veränderungen zu gestalten. WELTHANDELN eignet sich besonders für das “Lebenslange Lernen“, als ein kontinuierlicher Prozess der stetigen Weiterentwicklung von Wissen und Fähigkeiten als Grundlage der persönlichen Entwicklung und des Aufbaus von Beziehungen.

Aktivste Beteiligte sind Lehrende und Forschende in Aus-, Weiter- und Fortbildungsangeboten der Erwachsenenbildung. Einzelpersonen, Teams und Gruppen kommen aus Verwaltung, Ministerien, Kommunen, Unternehmen, Verbänden, Kammern, Nichtregierungsorganisationen, Freiwilligendiensten, Gewerkschaften, Hochschulen. Vor der konkreten Konzeption des Bildungsangebotes werden die Zielgruppe und das Projektumfeld benannt und analysiert. Auf dieser Basis können der Bedarf für das Angebot und mögliche Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt der Lernenden festgestellt werden.

Gesellschaftliche Veränderung braucht starke, tatkräftige, eigenverantwortliche Menschen: Individuen, die bereit und fähig sind, ihre persönlichen Erfahrungen, ihr reiches Wissen, ihr fachliches Können und ihren Gestaltungswillen in komplexe Veränderungsprozesse auf organisationaler und gesellschaftlicher Ebene einzubringen. Dies wird nicht elitär, sondern inklusiv verstanden. Jeder einzelne Mensch ist wichtig für eine gemeinsame, menschenwürdige Zukunft, niemand wird zurückgelassen. Entscheidend ist ein Blickwechsel von der Bekämpfung des Alten hin zu einem Erspüren und „Gegenwärtigen“ der jeweils größten zukünftigen Möglichkeit.[13] Dieser Bewusstseinswandel betrifft nicht nur Individuen, sondern auch Teams, Gruppen und Organisationen bis hin zur Gesellschaft als Ganzes. In der Personalentwicklung fokussiert WELTHANDELN vor allem auf die Entwicklung von Personen in Organisationen. Organisationen stellen den institutionellen und strukturellen Rahmen zur Gestaltung und Begleitung von Karriereentwicklung dar.

WELTHANDELN ist auch geeignet, Kinder und Jugendliche für die Ideen und die Fragen einer nachhaltigen Entwicklung zu sensibilisieren, sie darin zu unterstützen, eine eigenständige Meinung zu entwickeln und zu vertreten und fundiert zu argumentieren. Es geht nicht darum sie für die Visionen und Anliegen der älteren Generationen zu instrumentalisieren, sondern die nachfolgende Generation zu eigenen Visionen und Lösungen zu befähigen.

Kompetenzen – Was soll erlernt werden?

Individuen, Organisationen und Gesellschaften müssen lernen, vielfältige Erkenntnisse und Lösungen zuzulassen, aus Fehlern zu lernen und die Verantwortung für ihre Konstruktion der Wirklichkeit zu tragen. Die Kompetenzentwicklung setzt beim Individuum an und ist zentraler Bestandteil der beruflichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Mit dieser Orientierung rückt die moralische, persönliche und auch kulturelle Dimension von Bildung (Persönlichkeitsentwicklung) in den Vordergrund.

WELTHANDELN möchte Lernlösungen anbieten, die nicht nur kompetenzbasiert sind, sondern auch eine Haltungsentwicklung ermöglichen Jeder berufstätige Mensch arbeitet auf äußerlich gesetzte Ziele hin und benötigt dafür Kompetenzen. Gleichzeitig gibt es aber auch eine innere Agenda, von der der Mensch mehr oder weniger bewusst gesteuert wird. Es ist die individuelle Art, die Welt zu erleben und zu erklären. Diese innere Agenda hat sehr großen Einfluss auf das Denken, Fühlen und Handeln des Menschen.

WELTHANDELN bedeutet, nicht nur Wissen anzusammeln und Probleme zu analysieren, sondern es durch Handeln in Erfahrung zu verwandeln, um die Lösungen über alle Grenzen hinweg diskutieren, nutzen und bewerten können. Die Aktion steht der Reflexion voran. In einer Welt, die durch kulturelle Vielfalt, gesellschaftliche Pluralität und komplexe Globalisierungsprozesse geprägt ist, wird bewusster Perspektivenwechsel zur Schlüsselkompetenz. Die Begegnung ist eine Quelle von Selbsterkenntnis im Spiegel des Anderen. Durch Andersartigkeit inspirierte neue Ideen sind Sternstunden des Lernens durch das Überwinden der eigenen Begrenztheit dank Anderer.

Die Kompetenzen setzen auf den Ebenen Individuum (EGO), Organisation (SET) und System (ECO) an, so dass sich die 9 folgenden Kompetenzfelder für WELTHANDELN ergeben.

Ebene denken, erkennen bewerten, fühlen handeln, wollen
Selbst

„EGO“

Die eigene Identität begründen können Sich selbst lieben und motivieren können Sich selbst ändern können
Gruppe

„SET“

Sich als soziale Wesen erfahren können Sie miteinander und füreinander verantwortlich fühlen Gemeinsam Veränderungen bewirken können
System

„ECO“

Sich als Teil der Menschheit und Natur verstehen können Sich achtsam mit dem Leben aller verbunden fühlen Vorausschauend Lösungen schaffen können, die noch nach 7 Generationen tragen

 

Korrektur ist dabei die Kernkompetenz des WELTHANDELNS auf allen Ebenen. Unser Handeln muss dabei stets so erfolgen, dass wir JEDERZEIT die Möglichkeit haben, unsere Fehler zu korrigieren. Fehler sollen schnell und produktiv gemacht werden. Die Menschen sollen Unsicherheiten und Widersprüche aushalten können und trotzdem entscheidungsfähig sein.

Damit Menschen kompetent handeln können, benötigen sie ein Umfeld, in dem dies gewünscht und gefördert wird. Nur so ist Kompetenzentwicklung nachhaltig. Dabei hilft, bei ernsten Herausforderungen den Humor zu behalten, den Spaß im Lernen zu lassen und nach einem erfüllten Tag ruhig schlafen zu können.

Nachhaltig ist Kompetenzentwicklung auch dann, wenn das Lernen über Raum und Zeit grenzüberschreitend weiter geht. Dies geschieht am besten in fachlichen oder lokal/regional/globalen Austausch-Netzwerken, die das „Weiter-Lernen“ durch „Peer-to-Peer“ Austausch ermöglichen. Dazu kommen die Praxisnetzwerke, die auf eine langfristige Vernetzung von ehemaligen Teilnehmenden und eine emotionale Bindung setzen. So unterstützen sie Menschen dabei, dauerhaft und selbständig Innovationen und Veränderungsprozesse gemeinsam mit anderen umzusetzen.

Methoden – Wie soll das gehen?

WELTHANDELN steht für einen Lernprozess, der Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Urteilen und Handeln miteinander verbindet, Identität und Weltsicht gleichermaßen stärkt und zu der Bereitschaft führt, lokales Handeln mit globalen Erfordernissen in Einklang zu bringen. Es ist auf einen ganzheitlichen und partizipatorischen, lebenslangen Lernprozess ausgerichtet. Dabei spielen Methodenvielfalt und Perspektivenwechsel eine wichtige Rolle. Sie sollen auch dazu beitragen, Komplexität durchschaubarer und Ungewissheit und unlösbare Widersprüche erträglich zu machen.

Lernen ist eine zutiefst persönliche Angelegenheit ist. Menschen können nur selbst „zu ihren eigenen Bedingungen“ lernen. Alle Lernende selbst sind gefordert, einen sehr aktiven Part beim Lernprozess zu leisten. Von Natur aus strengen wir uns ohne Druck an, unsere eigene Leistung zu übertreffen. Lernen ist individuell, folgt subjektiven Bewertungen, muss emotional aufgeladen sein und erfolgt in einem sich selbst organisierenden Prozess. Wir brauchen Gemeinschaften, deren Mitglieder einander einladen, ermutigen und inspirieren, über sich hinauszuwachsen.[14]

WELTHANDELN muss also Methoden einsetzen, die selbst organisiertes Lernen und die Beteiligung an Entscheidungsprozessen ermöglichen. Das heißt, Lernlösungen anzubieten, die die Menschen befähigen, genau das zu tun: zu nachhaltigen Wirkungen in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld beizutragen. Dabei steigern die Lernenden immer auch ihre Methodenkompetenz. Alle Beteiligten verstehen sich als Lernende, die nicht über absolute Wahrheiten verfügen und daher eine offene Haltung einnehmen.

Die besten Methoden sind die, die die Beteiligten anwenden können. Weil sie vorbereitet und verständlich sind, weil sie auf dem aufbauen, was vorhanden ist. Oft sind Großgruppenmethoden wie World Café, Fishbowl oder OpenSpace bereits bekannt und eingeführt, so dass WELTHANDELN darauf aufbauen kann.

Die Methodenwahl folgt dem Prinzip der Permakultur: Die Schaffung von dauerhaft funktionierenden Kreisläufen. Also anstatt stets neue Ressourcen herbeizuschaffen, lieber mit den vorhandenen besser auskommen. Die verfügbaren Ideen, Fähigkeiten und Lebensweisen nutzen, um Strukturen und Muster auf ihre natürliche Form zu bringen. Konkret kann dies bedeuten, Technologie gezielt nur dann einzusetzen, wenn sie von den Lernenden dauerhaft genutzt werden kann. Anstatt Materialen mitzubringen, lieber gemeinsam lernen, wie eine Pinwand oder ein Flipchart vor Ort aus Recylingmaterial herzustellen ist. Auf jeden Fall ist das Material zu entzaubern. Sonst ist die Lerngruppe blockiert, wenn es an Beamer, Moderationskoffer oder Mikrofon mangelt.

[1] UNESCO (2014) Aichi-Nagoya Erklärung, https://www.unesco.de/bildung/2014/uho-11-2014-bne-weltkonferenz.html.

[2] Erd-Charta (1992) http://erdcharta.de/die-erd-charta/der-text/download-pdf-datei/

[3] Brundtland- Bericht, nach Hauff, V. (Hrsg) (1987): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Greven.

[4] UN A/RES/70/1 (25. September 2015): Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und A/69/700 (4. Dezember 2014): Der Weg zu einem Leben in Würde bis 2030: die Armut beenden, Menschenleben verändern und die Erde schützen; Synthesebericht des Generalsekretärs, sowie weitere Dokumente auf Deutsch von http://www.unric.org/de/wirtschaftliche-und-soziale-entwicklung/27848.

[5] Das Ziel des Klimaabkommens, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, ist ein Beispiel dafür, dass komplexe Lösungen von der Zukunft her gedacht werden müssen.

[6] Siehe dazu Reiner Klingholz, Wolfgang Lutz. (2016) Wer überlebt? Bildung entscheidet über die Zukunft der Menschheit.

[7] In den Worten Ban Ki-Moons: „Education must be transformative and bring shared values to life. It must cultivate an active care for the world and for those with whom we share it.“ (UN Global Education First Initiative).

[8] Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen WBGU (2011) Hauptgutachten „Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation, Berlin, http://www.wbgu.de/hg2011/.

[9] Bergoglio, Jorge Mario (2015) Enzyclica Laudato Si, http://w2.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html.

[10] WBGU (2011) Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation, Hauptgutachten 2011, http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2011-transformation/.

[11] Nach Paulo Freire (1992) Pedagogia da Esperança. Rio de Janeiro.

[12] Die Technologie von L. Ron Hubbard ist allerdings nicht vereinbar und Kooperation mit deren Praktizierenden wird abgelehnt.

[13] Nach Scharmer, Otto & Käufer, Katrin (2014) Von der Zukunft her führen: Von der Egosystem- zur Ökosystem-Wirtschaft. Theorie U in der Praxis.

[14] Siehe dazu die Arbeiten des Hirnforschers Gerald Hüther, http://www.gerald-huether.de.