Deutsche Stiftungen: Mitten im Fluss und gegen den Strom

Unter dem Motto „Deutsche Stiftungen: Mitten im Fluss und gegen den Strom“ traf sich die deutsche Stiftungsszene vom 21. bis 23. Mai in Hamburg. Zur Eröffnung des Deutschen Stiftungs Tags 2014 http://www.stiftungen.org/stiftungstag unterstrich Bundespräsident Joachim Gauck die Bedeutung der deutschen Stiftungen für die Gesellschaft: „Das Stiftungswesen ist aus der Wirklichkeit unseres Landes einfach nicht mehr wegzudenken: nicht aus der sozialen und kulturellen Wirklichkeit, nicht aus der Bildung und nicht aus dem Sport. Dort und in vielen anderen Bereichen bringen Stiftungen Menschen und Dinge in Bewegung.“

Gauck hob in seiner Eröffnungsrede hervor: „Stiftungen dürfen nicht einfach als Lückenbüßer gesehen werden, wenn staatliche Einrichtungen ihre Aufgaben nicht mehr oder nicht mehr ausreichend erfüllen.“ Weiter hieß es: „Wer Aufwand und Nutzen, Absender und Zielgruppen, Erfolge und Misserfolge konsequent analysiert und berücksichtigt, der hat beste Aussichten, seine Stiftungsziele nah an der Lebenswirklichkeit auszurichten und voranzubringen.“

Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, begrüßte die Gäste in der Hansestadt und würdigte in seiner Rede das Engagement von Stiftungen in Hamburg: „Hamburg ist froh, mit 1.310 rechtsfähigen Stiftungen des bürgerlichen Rechts ganz hervorragend ausgestattet zu sein.“ Angesichts schrumpfender Staatshaushalte und der Schuldenbremse mahnte auch er: „Es geht nicht darum, dass Stiftungen nur staatliche Aufgaben übernehmen. Es geht darum, das Zusammenspiel zwischen Staat und Stiftungen neu zu definieren. Eigentlich brauchen wir heute ein neues, anderes gemeinsames Verständnis von der Kooperation zwischen Stiftungen und Staat. Jede Spende ist willkommen. Aber die staatlichen Ebenen müssen zukünftig die Folgekosten einer Anschlussfinanzierung im Blick haben.

Prof. Dr. Michael Göring übernahm den Vorsitz des Vorstands im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Die Mitglieder des Verbandes wählten den Stiftungsmanager und Autor auf dem Deutschen StiftungsTag in Hamburg zum Vorsitzenden ihres Vorstands. Zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden des Gremiums wurde der Stiftungsgeschäftsführer Prof. Dr. Joachim Rogall gewählt.

Michael Göring ist einer der maßgeblich den Sektor prägenden Stiftungsexperten Deutschlands und hat bereits in verschiedenen Stiftungen gewirkt: Vor seiner Tätigkeit bei der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius als geschäftsführendes Vorstandsmitglied (seit 1997) und als Vorstandsvorsitzender (seit 2005) war er Leiter der Förderabteilung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und bei der Studienstiftung des deutschen Volkes. Die Arbeit des Verbandes begleitet er als Gremienmitglied seit 1998.

Joachim Rogall, der als Führungskraft insbesondere die internationale Kooperation von Stiftungen erheblich vorangebracht hat, ist seit 2013 Geschäftsführer der Robert Bosch Stiftung; im selben Jahr wurde er erstmals in den Beirat des Bundesverbandes kooptiert. Der habilitierte Historiker Rogall arbeitet seit 1996 in der Robert Bosch Stiftung, zuletzt als Bereichsdirektor Völkerverständigung Mitteleuropa, Südosteuropa, GUS und China. Er ist zudem außerplanmäßiger Professor am Seminar für Osteuropäische Geschichte der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Im Rahmen des Deutschen StiftungsTags 2014 wurde das neue Qualitätssiegel für gute Treuhandstiftungsverwaltung http://www.stiftungstreuhaender.org vorgestellt. Es soll mehr Schutz für Treuhandstiftungen bieten und den Sektor transparenter machen. Das bundesweit einzige Siegel seiner Art bietet mehr Schutz für Treuhandstiftungen. Das Siegel soll erstmals am 1. Oktober 2014, dem bundesweiten Tag der Stiftungen, verliehen werden. Bewerben können sich ab jetzt Treuhänder, die juristische Personen des öffentlichen oder privaten Rechts sind und mindestens drei Treuhandstiftungen verwalten. Die Zahl der nicht-rechtsfähigen Stiftungen wird bundesweit auf mindestens 20.000 geschätzt.

Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesverband Deutscher Stiftungen www.stiftungen.org die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat rund 3.900 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm insgesamt mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachverband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.