Wirkungstransparenz bei Spendenorganisationen | Studie von Phineo

Phineo bewertet 50 Organisationen

Gerade in der Weihnachtszeit fragen sich Spender, wem sie ihr Geld anvertrauen können. 94 Prozent der Bundesbürger wünschen sich von einer Spenden- organisation Transparenz. Nicht alle Organisationen kommen diesem Wunsch nach.

Das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus PHINEO hat für das Wirtschaftsmagazin Capital die Transparenz von 50 großen Spendenorganisationen analysiert, die gemeinsam immerhin rund 1,7 Milliarden Euro an privaten Spenden erhalten. Das Ergebnis zeigt deutliche Unterschiede.

Ergebnisse der PHINEO-Studie „Wirkungstransparenz bei Spendenorganisationen“

Die gute Nachricht: 50 Prozent der gemeinnützigen Organisationen informieren insgesamt gut bzw. sehr gut über ihre Wirkung und arbeiten damit sehr transparent. Ein großes Defizit zeigt sich jedoch in Bezug auf verfügbare Informationen über Ziele und die erzielte Wirkung. Weniger als ein Drittel der Organisationen macht umfassende, systematische und leicht verfügbare Angaben zu ihren Zielen. Weniger als ein Viertel informiert über die erzielte Wirkung. Das Problem: Nur wer seine Ziele kennt, kann überprüfen, ob er sie auch erreicht hat und kann angemessen darüber berichten. Fehlt es ausgerechnet hier an Transparenz, erfährt ein Spender nicht, ob sein Geld wirkungsvoll eingesetzt ist.

Worauf Spender achten sollten

Es ist im Hinblick auf Wirkungstransparenz kein generelles Misstrauen gegen Spendenorganisationen in Deutschland angebracht. Ein Mindestmaß an Wirkungstransparenz wird von der überwiegenden Mehrheit der Spendenorganisationen gewährleistet. Insoweit kann das Ergebnis aus Sicht der Öffentlichkeit und der Spender als zufriedenstellend bezeichnet werden. Allerdings sind die Unterschiede in der Transparenz der einzelnen Spendenorganisationen sehr groß. Daher sollte man vor einer größeren Spendenentscheidung immer genau hinschauen, welche Informationen die Spendenorganisationen im Netz verfügbar machen. Dabei sollten Spender vor allem auf die sechs „Muss-Angaben“ achten – dies sind die Angaben zur Problemstellung und Vision, zu Maßnahmen und Zielen sowie zu Output und Outcome in der Projektarbeit. Besondere Beachtung
verdienen die Angaben zu den bewirkten Veränderungen (Outcome). Die öffentlich verfügbaren Angaben einer Spendenorganisation zum Outcome sind eine Art Lackmustest für ihre Wirkungstransparenz insgesamt.

Die PHINEO-Untersuchung hat gezeigt, dass von den zehn Organisationen, die bei der Wirkungstransparenz insgesamt am besten abgeschnitten haben, alle jeweils Angaben zum Outcome für Spender gemacht haben. Bei sieben von den zehn besten waren die Outcome- Angaben sogar leicht verfügbar. Anhaltspunkte für eine Einschätzung von Spendenorganisationen bietet auch eine Selbstverpflichtung der Organisation zur Transparenz, z. B. im Rahmen der Initiative Transparente Zivilgesellschaft von Transparency International oder durch den VENRO Verhaltenskodex (für Mitgliedsorganisationen des Verbandes Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen) oder durch die Selbstverpflichtungserklärung des Deutschen Spendenrats e. V. 25 oder durch die Transparenzstandards für Caritas und Diakonie. So hat die PHINEO-Untersuchung gezeigt, dass alle acht bestplatzierten Organisationen jede oder mehrere dieser Selbstverpflichtungen eingegangen ist.

Was Spendenorganisationen beachten sollten

Die PHINEO-Untersuchung gibt konkrete Anhaltspunkte, an welchen Stellen sich die Wirkungstransparenz bei Spendenorganisationen noch verbessern lässt. Sie bietet insofern jeder Organisation die Möglichkeit, für sich selbst zu überprüfen, wo ein Mehr an Transparenz sinnvoll und wünschenswert wäre. Die Untersuchung ist für die analysierten Spendenorganisationen auch insoweit aufschlussreich, dass sie sich im Hinblick auf Transparenz gut im Vergleich mit den anderen großen Spendenorganisationen verorten können. Als Erkenntnis aus der Untersuchung sollten die gemeinnützigen Organisationen besonders auf zwei Dinge achten:

  1. Im Sinne einer guten Wirkungstransparenz sollten Angaben nicht nur überhaupt verfügbar, sondern möglichst leicht verfügbar gemacht werden. Es gibt noch zu viele (für Spender wichtige) Informationen, die sich nur unsystematisch und verstreut auf der Website finden oder die nur zu Teilaspekten Auskunft geben. Im Ergebnis wäre eine bessere Aufbereitung für Spender, die im Netz recherchieren, für die Organisationen wie für die Geber sinnvoll.
  2. Bei den für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehenden Angaben sollten die Organisationen vor allem noch einmal überprüfen, ob ausreichend aussagekräftige Informationen zu den von ihnen angestrebten Zielen und erreichten Veränderungen (Outcome) für Spender leicht verfügbar sind. Denn diese Angaben sind sinnvoll und wichtig als Grundlage einer fundierten Spendenentscheidung, fehlen jedoch auf vielen Websites von Spendenorganisationen oder sind nur teilweise verfügbar. Insgesamt kann als Ergebnis der Untersuchung den Spendenorganisationen nahegelegt werden, weniger darüber zu sprechen, was sie tun, und mehr darüber zu sprechen, warum sie es tun und was sie damit erreichen.

PHINEO-Leitfaden Wirkungsberichterstattung

„Wir wünschen uns, dass gemeinnützige Organisationen Transparenz auch als Chance wahrnehmen“, so Philipp Hoelscher, Leiter Analyse & Forschung bei PHINEO, und bietet Hilfe an: Der PHINEO-Leitfaden „Wirkungsberichterstattung“ zeigt praxisnah, was gemeinnützige Organisationen bei ihrer öffentlichen Berichterstattung über Ziele, Aktivitäten und Wirkung beachten sollten. Wie vorangegangene Studien von PHINEO zeigen, muss sich eine Kultur der Wirkungstransparenz erst noch entwickeln. Der Leitfaden kann auf www.phineo.org heruntergeladen werden.

PHINEO ist ein unabhängiges Analyse- und Beratungshaus für wirkungsvolles gesellschaftlcihes Engagement. Quelle: PM PHINEO http://www.phineo.org/phineo/transparenz/
Download der Studie: http://www.phineo.org/fileadmin/phineo/1_Inhalte/2_Ueber_PHINEO/Transparenz/PHINEO_Studie_Wirkungstransparenz_2012.pdf