Index der menschlichen Entwicklung belegt insgesamt eine Verlangsamung des Wachstums

Die Niveaus der menschlichen Entwicklung steigen weiter, aber die Geschwindigkeit hat sich in allen Regionen verlangsamt, und die Fortschritte waren höchst ungleichmäßig. Dies belegt der neueste Index der menschlichen Entwicklung (HDI) im Bericht über die menschliche Entwicklung 2014 mit dem Titel „Den menschlichen Fortschritt dauerhaft sichern: Anfälligkeit verringern, Widerstandskraft stärken“, der am 24. Juli 2014 in Tokio vorgestellt wurde.

Die Gruppen mit niedrigerer menschlicher Entwicklung scheinen sich rascher zu verbessern – Anlass für Optimismus dahingehend, dass der Abstand zwischen den Gruppen mit höherer und niedrigerer menschlicher Entwicklung kleiner wird.

Simbabwe beispielsweise verzeichnete die größte Verbesserung beim HDI, was auf einen beträchtlichen Anstieg der Lebenserwartung zurückzuführen war: um 1,8 Jahre von 2012 bis 2013, fast viermal so hoch wie der durchschnittliche weltweite Anstieg.
Die Rangordnungen an beiden Enden des HDI änderten sich derweil nicht. Norwegen, Australien, die Schweiz, die Niederlande und die Vereinigten Staaten bleiben ein weiteres Jahr an der Spitze, während Sierra Leone, der Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo und der Niger die Schlusslichter bilden.

Trotz Zugewinnen bei der menschlichen Entwicklung insgesamt verlangsamten sich die Fortschritte im Zeitraum von 2008 bis 2013 gegenüber dem Zeitraum von 2000 bis 2008. In den arabischen Staaten, in der Region Asien und Pazifik sowie in Lateinamerika und der Karibik sank die durchschnittliche jährliche HDI-Wachstumsrate, verglichen über diese Zeiträume, um etwa die Hälfte.

Die stärksten Rückgänge der HDI-Werte erfolgten in diesem Jahr in der Zentralafrikanischen Republik, in Libyen und Syrien, wo anhaltende Konflikte zu sinkenden Einkommen beitrugen.
Der diesjährige Bericht präsentiert HDI-Werte für 187 Länder und ist der erste Index unter Verwendung der Umrechnungskurse nationaler Währungen in Kaufkraftparität des Internationalen Vergleichsprogramms, die im Mai 2014 von der Weltbank herausgegeben wurden.
Die Einkommensungleichheit nimmt zu, und die Ungleichheit bei der Bildung ist weiterhin groß
Der Bericht des Jahres 2014 zeigt, dass die Gesamtungleichheit gemessen anhand des Ungleichheit einbeziehenden Indexes der menschlichen Entwicklung (IHDI) in den meisten Regionen leicht abgenommen hat. Dies ist in erster Linie auf gesundheitliche Verbesserungen in den letzten Jahren zurückzuführen.

Die Einkommensungleichheit ist jedoch in mehreren Regionen gestiegen, auch in Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung. Obwohl die Region Lateinamerika und Karibik in diesem Jahr den stärksten Rückgang der Gesamtungleichheit verzeichnete, bleibt die Einkommensungleichheit dort am größten.

Im Bildungsbereich bestehen große Unterschiede fort. Der Bericht zeigt, dass ältere Generationen weiterhin von Analphabetismus betroffen sind, während junge Menschen Schwierigkeiten haben, den Aufstieg von der Primarstufe zur Sekundarstufe zu bewältigen. Im Bildungsbereich fanden sich die höchsten Ungleichheitswerte in Südasien, in den arabischen Staaten und in Afrika südlich der Sahara.

Der für 145 Länder berechnete IHDI zeigt, dass die Ungleichheit in Norwegen, Finnland und der Tschechischen Republik am geringsten ist.

In der Rangliste auf der Grundlage des IHDI nehmen einige Länder einen niedrigeren Platz ein als in der HDI-Rangliste. Das Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf ist in den Vereinigten Staaten höher als in Kanada. Wird das BNE jedoch um Ungleichheit bereinigt, verhält es sich umgekehrt. In ähnlicher Weise muss das BNE pro Kopf von Botsuana, Brasilien und Chile aufgrund hoher Ungleichheit stark korrigiert werden.

In 16 Ländern sind die HDI-Werte von Frauen gleich denen von Männern oder höher

Der neue Index der geschlechtsspezifischen Entwicklung (GDI), der für 148 Länder erstmals das Geschlechtergefälle bei den Errungenschaften in Bezug auf die menschliche Entwicklung misst, zeigt, dass in 16 von ihnen (Argentinien, Barbados, Belarus, Estland, Finnland, Kasachstan, Lettland, Litauen, Mongolei, Polen, Russische Föderation, Schweden, Slowakei, Slowenien, Ukraine und Uruguay) die HDI-Werte von Frauen gleich denen von Männern oder höher sind. Bei einigen dieser Länder kann dies möglicherweise auf die höhere Bildungsleistung von Frauen zurückgeführt werden, bei anderen auf die beträchtlich höhere Lebenserwartung von Frauen, die mehr als fünf Jahre höher ist als die von Männern. In Afghanistan, wo der Index der menschlichen Entwicklung für Frauen nur 60 Prozent desjenigen für Männer beträgt, ist die Ungleichheit am größten.

Weltweit sind die HDI-Werte von Frauen acht Prozent niedriger als die von Männern, wobei große Unterschiede zwischen Ländern bestehen. Der GDI deckt allerdings auf, dass das Geschlechtergefälle beim geschätzten Bruttonationaleinkommen pro Kopf sehr hoch ist: Auf der globalen Ebene ist das Pro-Kopf-Einkommen von Männern doppelt so hoch wie das von Frauen.
Aktuelle Entwicklungen bei den anderen Indizes der menschlichen Entwicklung
Der Index der geschlechtsspezifischen Ungleichheit (GII) ist insgesamt rückläufig. Trotz Verbesserungen im Gesundheitsbereich und gradueller Fortschritte bei der Bildung und der parlamentarischen Vertretung, sind Frauen in Bezug auf die Teilhabe weiterhin benachteiligt. Slowenien schneidet bei diesem Index am vorteilhaftesten ab, während im Jemen die geschlechtsspezifische Ungleichheit am größten ist.

Der Index der mehrdimensionalen Armut (MPI) zeigt, dass die Entbehrungen und Mängel insgesamt zurückgehen, aber immer noch sehr viele Menschen von mehrdimensionaler Armut betroffen sind: etwa 1,5 Milliarden in den 91 erfassten Entwicklungsländern. Fast 800 Millionen laufen Gefahr, zu verarmen, wenn es zu Rückschlägen kommt – seien es finanzielle Schocks, Naturkatastrophen oder andere.

Südasien ist die Region mit den meisten von mehrdimensionaler Armut betroffenen Menschen: mehr als 800 Millionen Arme und über 270 Millionen nahezu Arme, was 71 Prozent der Bevölkerung entspricht. Es bedeutet auch, dass 56 Prozent der Armen auf der Welt und mehr als 35 Prozent der nahezu Armen in dieser Region leben.

Das UNDP strebt ein Höchstmaß an Transparenz an. Die für die Abschätzung des MPI für jedes Land benötigten Computerprogramme sind deshalb jetzt auf seiner Website öffentlich zugänglich.

Über den Index der menschlichen Entwicklung (HDI)

Der Index der menschlichen Entwicklung (HDI) wurde im ersten Bericht über die menschliche Entwicklung im Jahr 1990 als ein zusammengesetztes Maß für Entwicklung eingeführt, mit dem Beurteilungen unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten hinterfragt wurden. Im Bericht von 2014 wird der HDI für 187 Länder und Gebiete präsentiert. (Wie im letzten Jahr konnte der HDI für die Volksrepublik Korea, die Marshall-Inseln, Monaco, Nauru, San Marino, Somalia, den Südsudan und Tuvalu nicht berechnet werden.) Für die Berechnung des HDI wurden die jüngsten Umrechnungskurse nationaler Währungen in Kaufkraftparität (KKP) verwendet, die im Mai 2014 von der Weltbank veröffentlicht wurden. Diese neuen KKP-Werte basieren auf der alle sechs Jahre durchgeführten Erhebung des Internationalen Vergleichsprogramms von 2011. Die in Tabelle 1 des Statistischen Anhangs des Berichts präsentierten HDI-Werte und -Rangplätze werden unter Verwendung der neuesten international vergleichbaren Daten für Gesundheit, Bildung und Einkommen berechnet. HDI-Werte und -Rangplätze aus früheren Jahren werden unter Verwendung der gleichen aktualisierten Datenreihen und aktuellen Methoden rückwirkend neuberechnet und in Tabelle 2 des Statistischen Anhangs präsentiert. Die HDI-Rangplätze und -Werte im Bericht über die menschliche Entwicklung 2014 können deshalb nicht unmittelbar mit den in früheren Berichten über die menschliche Entwicklung veröffentlichten HDI-Rangplätzen und -Werten verglichen werden.

Mehr über den Human Development Report 2014