Ab dem kommenden Donnerstag leben wir wieder „auf Pump“
Der globale Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) beschreibt den Tag, an dem die nachhaltig nutzbaren Ressourcen eines Jahres verbraucht sind. Er wird jedes Jahr vom Global Footprint Network errechnet und verdeutlicht die ökologischen Grenzen des Planeten. Der Tag fiel dieses Jahr auf den 1. August und hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir uns für nachhaltige Strukturen einsetzen, die die planetaren Grenzen der Erde wahren.
Zentrale Hebel im Bildungsbereich sind:
- die Umgestaltung des Bildungssystems, um das Lernen demokratischer Teilhabe zu fördern, und
- ein Ausbau der Verankerung motivierender und ermutigender Bildungsarbeit für nachhaltige Entwicklung in den Lehrplänen.
Der globale Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) markiert den Zeitpunkt im Jahr, bis zu dem die Menschheit so viele Ressourcen von der Erde beansprucht hat, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können. Die Menschheit lebt also so, als hätte sie 1,7 Erden zur Verfügung – wir in Deutschland sind im Durchschnitt noch verschwenderischer, unser Überlastungstag war bereits Anfang Mai erreicht.
Anzeichen für Wendepunkt bei der Übernutzung unserer natürlichen Ressourcen, aber immer noch kein Rückgang
„Jahrzehntelang hat die Erdüberlastung fast jedes Jahr zugenommen, seit knapp zehn Jahren pendelt sie nun auf hohem Niveau“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. „Die gute Nachricht ist, dass der Wendepunkt erreicht zu sein scheint. Vieles spricht dafür, dass die Überlastung bald sinkt. Der weltweite Siegeszug der Erneuerbaren Energien, der Speichertechniken, der E-Mobilität und Wärmepumpen beginnt das fossile Geschäftsmodell zu untergraben. Aber diese und weitere ermutigende Trends müssen stark beschleunigt werden, um irreversible Klima-Kipppunkte und massive weitere Artenverluste zu verhindern. Schnelles, wirksames und sozialverträgliches Handeln ist gefragt, um die Freiheitsrechte der heute jungen Menschen und künftiger Generationen zu schützen. Die Industrie- und stark emittierenden Schwellenländer tragen mit ihrer sehr starken Übernutzung die größte Verantwortung“, so Bals.
Wachsender Flugverkehr mit dreifacher Klimawirkung
Besonders klimaschädlich ist der Flugverkehr. Weltweit betrachtet fliegt nur eine Minderheit vergleichsweise Wohlhabender. Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung besteigen nie ein Flugzeug. Und auch unter den Deutschen geben über 60 Prozent an, dass sie nur selten oder gar nicht fliegen. Besonders hohe Emissionen gehen von Langstreckenflügen aus – diese werden sogar nur von etwa vier Prozent der Weltbevölkerung in Anspruch genommen. Flugzeuge verursachen neben dem CO2-Ausstoß über klimaschädliche Kondensstreifen und weitere so genannte Nicht-CO2-Effekte etwa die dreifache Treibhauswirkung wie die gleiche ausgestoßene Menge CO2 in Bodennähe.
„Nur ein sehr kleiner Teil der Weltbevölkerung ist mit seinem Flugverhalten für einen der großen Treiber der Klimakrise verantwortlich. An technischen Lösungen, um das Fliegen annähernd klimaneutral zu machen, muss mit Hochdruck gearbeitet werden. Sie sind allerdings nicht kurzfristig und schon gar nicht für die derzeitige Zahl von Flügen verfügbar. Deshalb sollten zusätzlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, insbesondere das Vielfliegen zu vermeiden. Innereuropäisch müssen Flüge zügig auf die Schiene verlagert werden – Bahnfahrten sind bis zu 28-mal klimafreundlicher. Die Kosten für die klimaneutrale Transformation des Flugsektors sollten die Flugunternehmen und ihre Kunden tragen – vor allem Vielfliegende, First- und Business Class-Passagiere. Zusätzlich muss Schluss sein mit den Steuerprivilegien für den Flugverkehr. Die dadurch frei werdenden Mittel sollten der Schiene zugutekommen“, so Jacob Rohm, Referent für klimaneutrale Mobilität bei Germanwatch.
Gesellschaftliches Engagement in die Lehrpläne
Ein zentraler Hebel gegen die Übernutzung der Erde ist zum Engagement motivierende Bildungsarbeit. Stefan Rostock, Leiter des Bereichs Bildung für nachhaltige Entwicklung bei Germanwatch: „Wir brauchen eine Bildung, die Menschen ermutigt und befähigt, Gesellschaft mitzugestalten und eigene Werte und Zukunftshoffnungen in politische Prozesse zu tragen. Nur so wird es gesellschaftliche Normalität, die Menschenrechte zu achten und die Lebensgrundlagen lokal und auch weltweit zu erhalten.“
Die Möglichkeit Demokratie mitzugestalten, ist eine Vorrausetzung für die Akzeptanz demokratischer Prozesse und stärkt das Gemeinwesen. „Wir müssen Räume schaffen, in denen Lernende sich intensiv mit ihren eigenen demokratischen Handlungsmöglichkeiten auseinandersetzen können. Dabei geht es nicht nur um die grundlegende Vermittlung von Problem- und Handlungswissen im Kontext globaler Herausforderungen, sondern auch um die Auseinandersetzung mit Werten und Visionen. Dies ist zentral, um auch den Umgang mit Zukunftsängsten und Demokratiefrust zu erlernen“, so Carina Spieß, Bildungsreferentin bei Germanwatch. „Es braucht eine Umgestaltung des Bildungssystems – ob an Schulen, Universitäten oder Ausbildungsstätten: Es ist Aufgabe der Bildungspolitik, Strukturen für Demokratiebildung und gesellschaftliches Engagement vor Ort ebenso wie in den Lehrplänen der Bundesländer zu verankern.“
Hintergrundinformationen zum globalen Erdüberlastungstag
Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den Tag, an dem die Erdüberlastung erreicht ist, den „Earth Overshoot Day“. Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen; zum anderen Wälder, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründe, die die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig decken zu können, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch rund 1,7 Erden.
Mehr dazu: Germanwatch-Themenseite zum EOD