UNDP-Leiter Achim Steiner und Staatssekretär Jochen Flasbarth in Baku

Neue Ansätze für Klimaschutz-Allianzen mit dem Privatsektor

(tl:dr) Auf der Weltklimakonferenz COP29 in Baku haben heute UNDP-Leiter Achim Steiner und Staatssekretär Jochen Flasbarth zur internationalen Klimapolitik und, wie die Privatwirtschaft für den Klimaschutz aktiviert werden kann, gesprochen. Die Analyse der Erfolgsaussichten der Bemühungen von COP29 und den bei der HSC in Hamburg vorgestellten Ansätzen zur Mobilisierung der Privatwirtschaft für den Klimaschutz zeigt interessante Potenziale.

Erfolgsaussichten

Die COP29-Ansätze haben gute Erfolgsaussichten, da sie sich auf Kooperationen stützen und neue Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen in klimarelevanten Bereichen bieten. Die Einbindung globaler Akteure und die Entwicklung spezifischer Lösungen könnten das benötigte Kapital mobilisieren und als Vorbild für nachhaltiges Wachstum dienen.

Rahmenbedingungen schaffen

Ein zentrales Element zur Mobilisierung privater Investitionen ist die Schaffung stabiler, transparenter und investorenfreundlicher politischer Rahmenbedingungen. Die Integration der National Determined Contributions (NDCs) soll klare Handlungsfelder und Investitionsanreize schaffen. Unterstützung seitens des BMZ und Initiativen wie das UNDP-Programm „Climate Promise“ zeigen, dass hier konkrete Schritte unternommen werden, um Ländern den Aufbau stabiler Rahmenbedingungen zu erleichtern.

Allianzen und Standardisierung

Die Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Akteuren, insbesondere durch die auf der Hamburg Sustainability Conference gegründete „Hamburg Sustainability Platform“, zeigt großes Potenzial. Diese Plattform setzt auf standardisierte Ansätze, um Investitionen zu entbürokratisieren und durch öffentliche Mittel Risiken zu mindern. Dadurch sollen institutionelle Anleger, die bisher zögerten, ermutigt werden, in Projekte mit nachhaltigem Einfluss zu investieren.

Sektor-spezifische Projekte

Die Dekarbonisierung in Bereichen wie Schifffahrt und Luftfahrt stellt große Emissionsquellen ins Zentrum. Die „Hamburg Declaration on the Decarbonisation of Global Shipping“ und die „Hamburg Declaration on Green Aviation“ haben hierzu wichtige Allianzen geschaffen, die Forschung, Wissensaustausch und Finanzierung fördern. Die Beteiligung von Industrieakteuren und Staaten (z.B. Brasilien, Marokko, Dänemark) verdeutlicht das Engagement für konkrete Lösungen und könnte, wenn erfolgreich, als Modell für ähnliche Sektoren dienen.

Herausforderungen

Die Herausforderungen bei der Mobilisierung der Privatwirtschaft für den Klimaschutz sind vielfältig und umfassen strukturelle, wirtschaftliche und technologische Aspekte:

Unsicherheiten und Risiken für Investoren

Investitionen in Klimaprojekte, insbesondere in Entwicklungsländern, sind oft mit hohen Risiken verbunden. Unklare rechtliche Rahmenbedingungen, instabile politische Systeme und schwankende Marktbedingungen machen es schwer, langfristige Engagements abzusichern. Selbst mit unterstützenden Programmen bleiben Risiken bestehen, die private Investoren abschrecken könnten.

Komplexität und Langwierigkeit der Umsetzung

Nachhaltige Projekte, wie der Aufbau von Wind- oder Solaranlagen und die Entwicklung von klimafreundlichen Kraftstoffen, sind oft komplex und benötigen lange Vorbereitungszeiten. Diese langen Zeiträume sowie die Notwendigkeit umfangreicher Planung und Koordination wirken wie eine Hürde, die viele Akteure vom Einstieg in solche Projekte abhält. Es besteht die Gefahr, dass Fortschritte durch Verzögerungen und bürokratische Hürden gebremst werden.

Technologische Herausforderungen und Infrastrukturbedarf

Der Umstieg auf erneuerbare Energien und klimafreundliche Technologien (wie grüner Wasserstoff für die Schifffahrt oder Luftfahrt) erfordert oft eine neue Infrastruktur und technologische Anpassungen. In vielen Regionen fehlt es jedoch an der nötigen Infrastruktur und den Ressourcen, um diese Umstellungen effizient durchzuführen. Die Produktion und Verfügbarkeit grüner Kraftstoffe sind begrenzt und müssen erheblich ausgebaut werden, um eine flächendeckende Nutzung zu ermöglichen.

Kosten und Finanzierungsmodelle

Die hohen Anfangsinvestitionen und die oft geringe Rendite zu Beginn schrecken viele private Investoren ab. Während öffentliche Partner wie das BMZ daran arbeiten, durch innovative Finanzierungsmodelle Risiken zu minimieren, reicht dies oft nicht aus, um die nötigen Summen zu mobilisieren. Es braucht weitere Fördermechanismen und möglicherweise auch politische Anreize wie Steuervorteile, um Investitionen langfristig attraktiv zu machen.

Koordination und Zusammenarbeit auf internationaler Ebene

Klimaschutzprojekte, die von internationalem Nutzen sind, erfordern eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Staaten, öffentlichen Institutionen und der Privatwirtschaft. Unterschiedliche Interessen und Prioritäten sowie mangelnde Harmonisierung der Standards erschweren die Zusammenarbeit. Es ist eine Herausforderung, die verschiedenen Akteure, insbesondere aus unterschiedlich entwickelten Ländern, auf eine gemeinsame Linie zu bringen.

Anpassung an lokale Gegebenheiten

In verschiedenen Regionen und Ländern gibt es unterschiedliche Herausforderungen in Bezug auf Klima, Infrastruktur und wirtschaftliche Gegebenheiten. Ein Modell, das in einem Land erfolgreich ist, kann nicht automatisch auf ein anderes Land übertragen werden. Die Anpassung der Projekte an lokale Bedingungen ist erforderlich, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, was zusätzliche Planung und Flexibilität verlangt.

Den langen Weg schnell gemeinsam gehen

Diese Herausforderungen verdeutlichen, dass die Mobilisierung der Privatwirtschaft für den Klimaschutz Zeit, koordiniertes Handeln und innovative Lösungen benötigt. Ansätze wie die „Hamburg Sustainability Platform“ und internationale Abkommen bieten eine Grundlage, doch sie müssen durch kontinuierliche Anreize, strukturelle Anpassungen und gezielte Investitionen unterstützt werden, um die Erfolgsaussichten langfristig zu sichern.