Engagement für die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) hoch aber unzureichend #SDR2025

Begrenzte und abnehmende Unterstützung für UN-basierten Multilateralismus durch Großmächte sowie unzureichender fiskalischer Spielraum stellen zentrale Hürden bei der Erreichung der Global Goals dar

24. Juni 2025 (Paris) – Zehn Jahre nach der Verabschiedung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) bleibt der Fortschritt alarmierend unzureichend: Weniger als 20% der Ziele werden voraussichtlich bis 2030 erreicht. Doch globale Durchschnittswerte verdecken erhebliche Unterschiede zwischen Regionen und Ländern. Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Engagement der Mehrheit der UN-Mitgliedstaaten hoch – das zeigt der heute veröffentlichte 10. Bericht zur nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Report, SDR) des UN Sustainable Development Solutions Network (SDSN).

Der SDR enthält den SDG-Index und Dashboards, die alle UN-Mitgliedstaaten hinsichtlich ihrer Leistungen in Bezug auf die 17 Ziele bewerten. Der diesjährige Bericht führt zudem einen neuen SDGi-Index ein, der sich auf 17 zentrale Indikatoren konzentriert, um den Gesamtfortschritt über die Zeit hinweg zu messen. Im Vorfeld der 4. Internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (Ff4D) in Sevilla, Spanien (30. Juni – 3. Juli 2025), benennt der Bericht dringend notwendige Reformen der globalen Finanzarchitektur (Global Financial Architecture, GFA), die auf der Konferenz verabschiedet werden sollten, um die erforderlichen Mittel zur Erreichung der SDGs freizusetzen. Anlässlich des 80-jährigen Bestehens des UN-Systems stellt der Bericht außerdem neue Messinstrumente und eine Webplattform zur Verfügung, um die Unterstützung und Beteiligung der Länder am UN-System zu verfolgen – über den Index zur Unterstützung des UN-Multilateralismus (UN-Mi).

Professor Jeffrey D. Sachs, Präsident des SDSN und Hauptautor des Berichts, betont: „Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen, wachsender globaler Ungleichheiten und der sich verschärfenden Klimakrise zeigt der diesjährige SDR, dass die Welt die SDGs nach wie vor als entscheidenden Weg zu Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand erkennt. Die SDGs bieten konkrete Lösungen und Hoffnung im Chaos – doch um ihr Versprechen einzulösen, müssen die UN-itgliedstaaten jetzt entschlossen investieren und handeln.“

Der Bericht ist online verfügbar unter: Website: https://sdgtransformationcenter.org/

Datenvisualisierung: https://dashboards.sdgindex.org/

UN-Mi-Datenvisualisierung: https://dashboards-unmi.sdgindex.org/

Quellenangabe: Sachs, J.D., Lafortune, G., Fuller, G., Iablonovski, G. (2025). Financing the SDGs by 2030 and Mid-Century. Sustainable Development Report 2025. Paris: SDSN, Dublin: Dublin University Press. DOI https://doi.org/10.25546/111909

Die wichtigsten fünf Ergebnisse des diesjährigen SDR:

  1. Das globale Engagement für die SDGs ist hoch.

Bisher haben 190 der 193 UN-Mitgliedstaaten am freiwilligen nationalen Überprüfungsprozess (Voluntary National Review, VNR) teilgenommen und ihre nationalen Pläne zur nachhaltigen Entwicklung präsentiert. Seit 2015 haben die meisten Staaten zwei oder mehr VNRs eingereicht. 39 Länder haben sich verpflichtet, im laufenden Jahr einen VNR zu präsentieren. Nur drei Länder haben bisher nicht teilgenommen: Haiti, Myanmar und die USA. Zudem erstellen immer mehr Regionen und Städte freiwillige lokale Berichte (Voluntary Local Reviews, VLRs), um ihre Fortschritte auf subnationaler Ebene zu dokumentieren.

  1. Europäische Länder führen weiterhin den SDG-Index an, während Ost- und Südostasien beim Fortschritt aufholen.

Wie in den Vorjahren belegen nordische Länder die Spitzenplätze im SDG-Index: Finnland (#1), Schweden (#2) und Dänemark (#3). Auch diese Länder stehen jedoch vor Herausforderungen, insbesondere durch internationale Auswirkungen wie nicht nachhaltigen Konsum. Ost- und südasiatische Länder haben seit 2015 im Durchschnitt den größten Fortschritt erzielt: Nepal (+11,1), Kambodscha (+10), Philippinen (+8,6), Bangladesch (+8,3) und Mongolei (+7,7). Weitere Länder mit starken Fortschritten sind Benin (+14,5), Peru (+8,7), Vereinigte Arabische Emirate (+9,9), Usbekistan (+12,1), Costa Rica (+7) und Saudi-Arabien (+8,1). In diesem Jahr gehören China (#49) und Indien (#99) erstmals zu den Top 50 bzw. 100.

  1. Weltweit ist der SDG-Fortschritt ins Stocken geraten.

Keines der 17 globalen Ziele ist auf Kurs; nur 17 % der Zielvorgaben werden voraussichtlich bis 2030 erreicht. Konflikte, strukturelle Schwächen und fehlender fiskalischer Spielraum behindern vor allem die Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern (EMDEs). Bei fünf Zielvorgaben hat sich die Lage seit 2015 sogar deutlich verschlechtert: Adipositasrate (SDG 2), Pressefreiheit (SDG 16), nachhaltiges Stickstoffmanagement (SDG 2), Rote-Liste-Index (SDG 15) und Korruptionswahrnehmung (SDG 16). Andererseits wurden Fortschritte bei der Grundversorgung erzielt, u.a. bei mobiler Breitbandnutzung (SDG 9), Stromzugang (SDG 7), Internetnutzung (SDG 9), Kindersterblichkeit unter 5 Jahren (SDG 3) und Neugeborenensterblichkeit (SDG 3). Allerdings sind weitere Fortschritte gefährdet – durch geopolitische Spannungen und den Rückgang der internationalen Entwicklungsfinanzierung.

  1. Barbados führt erneut beim UN-Multilateralismus – die USA belegen den letzten Platz.

Der UN-Mi-Index des SDR 2025 bewertet Länder nach ihrem Engagement für den UN-Multilateralismus. Spitzenreiter sind: Barbados (#1), Jamaika (#2) und Trinidad und Tobago (#3). Unter den G20-Staaten liegt Brasilien (#25) vorn, unter den OECD-Ländern führt Chile (#7). Die USA belegen zum zweiten Mal in Folge den letzten Platz (#193), nachdem sie sich aus dem Pariser Klimaabkommen und der WHO zurückgezogen und ihre Ablehnung gegenüber den SDGs und der Agenda 2030 erklärt haben.

  1. Die globale Finanzarchitektur muss dringend reformiert werden.

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Ländern, die aufgrund hoher Schuldenlasten und begrenztem Zugang zu langfristigem Kapital nicht ausreichend in nachhaltige Entwicklung investieren können. Nachhaltige Entwicklung bringt hohe Renditen – dennoch fließen Kapitalströme weiterhin überwiegend in wohlhabende Länder, obwohl EMDEs höhere Wachstumschancen und Renditen bieten. Zudem ist die Finanzierung globaler öffentlicher Güter stark unterdimensioniert. Die kommende Ff4D bietet eine entscheidende Gelegenheit, die globale Finanzarchitektur zu reformieren und Finanzströme im nötigen Umfang in EMDEs zu lenken.

Über den SDR

Seit 2016 liefert der Sustainable Development Report die aktuellsten Daten zur Erfassung und Bewertung der SDG-Leistungen aller UN-Mitgliedstaaten. In diesem Jahr wurden über 200.000 Datenpunkte verarbeitet und mehr als 200 Länder- und Regionalprofile erstellt. Der Bericht wurde von unabhängigen Expert:innen des SDG Transformation Center, einer Initiative des SDSN, erstellt.

Über das SDSN

Das Sustainable Development Solutions Network (SDSN) wurde 2012 unter der Schirmherrschaft des UN-Generalsekretärs gegründet. Es mobilisiert weltweit wissenschaftliche und technische Expertise, um praktische Lösungen für nachhaltige Entwicklung zu fördern – einschließlich der Umsetzung der SDGs und des Pariser Klimaabkommens. Das SDSN setzt sich für vernetztes Lernen und integrierte Ansätze zur Bewältigung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Herausforderungen ein. Eine zentrale Initiative ist das SDG Transformation Center, das den SDR herausgibt und wissenschaftlich fundierte Instrumente und Analysen für SDG-Pfade, Politik und Finanzierung bereitstellt. Weitere Informationen unter: unsdsn.org und sdgtransformationcenter.org.