Die Werkstatt „Menschenrechtsbasierte Evaluierung“ brachte Fachleute, Praktikerinnen und Organisationen aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit zusammen, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen menschenrechtsorientierter Evaluation zu diskutieren. Das Programm startete mit einer Begrüßung gefolgt von einem Impulsvortrag zum Verhältnis von Menschenrechten und Evaluierung unter den veränderten Rahmenbedingungen der neuen BMZ-Legislatur.
Ein früher Schwerpunkt lag auf den menschenrechtlichen Anforderungen für Evaluierungen, dies wurde anhand von Praxisbeispielen, dem feministischen MEAL-Ansatz, und neuen Leitfäden wie dem BMZ-Menschenrechtsleitfaden verdeutlicht. Im Fokus stand die progressive Umsetzung von Menschenrechten in Evaluierungsprozessen, was besonders für Multi-Stakeholder-Kontexte relevant ist.
Das DEval stellte die Human Rights Integration Intensity Scale vor, ein Tool zur Messung des Integrationsgrads von Menschenrechten in Evaluierungen. Die Teilnehmenden diskutierten, wie diese Skala als Orientierungshilfe für die systematische Verankerung und Reflexion von menschenrechtlichen Prinzipien in Evaluierungsdesigns dienen kann.
In verschiedenen Arbeitsgruppen und im Plenum wurden zentrale Aspekte vertieft: hilfreiche und herausfordernde Themen der vorgelegten Papierentwürfe, wie etwa die Definition und Umsetzung von „meaningful participation“, die Bestimmung relevanter Akteursgruppen sowie die Frage, wie Stimmen marginalisierter Gruppen wirksam eingebunden werden können.
Herausgestellt wurde die Notwendigkeit lokaler Evaluationskapazitäten und die Herausforderung, die Beteiligung verschiedener Interessengruppen trotz oft knapper Ressourcen und dynamisch wechselnder Kontexte sicherzustellen. Inklusion und Partizipation erhielten einen noch stärkeren Stellenwert, da sie als wesentliche Voraussetzungen für relevante und nachhaltige Evaluationsergebnisse gelten.
Das World-Café-Format ermöglichte einen strukturierten Austausch über nützliche und schwierige Aspekte der menschenrechtsbasierten Evaluation. Die Teilnehmenden entwickelten kreative Ideen zum Umgang mit spezifischen Herausforderungen, etwa in fragilen Partnerländern, und teilten Best-Practice-Beispiele aus unterschiedlichen Sektoren.
Ein besonderer Fokus lag auf der Frage, wie transformative Ansätze praktischer und systematisch verankert werden können: von der Auswahl der Methoden über die Einbindung von Communities bis zur Dissemination von Ergebnissen. Es wurde hervorgehoben, dass Evaluationen nicht nur bewertende, sondern auch verändernde Wirkungen entfalten können.
Das Plenum zeigte, dass viele Organisationen bereits innovative Gender- und Partizipationsmodelle umsetzen, aber weiterhin Handlungsbedarf auf Ebene der Praxisbeispiele und des sektorübergreifenden Lernens besteht. Dabei wurde die Bedeutung von Flexibilität und praxisnaher Orientierung betont.
Im Bereich der Methodenvielfalt wurde intensiv diskutiert, wie Outcome Harvesting und andere Wirkungsorientierte Methoden sinnvoll mit menschenrechtlichen Kriterien verknüpft werden können, um spezifische Anforderungen an Schutz, Transparenz, und Inklusion zu erfüllen.
Wichtige Impulse gab es zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für lokale Capacity Building und zur Bedeutung von Sprache und Schutzräumen. Die Diskussion zeigte, dass die Verknüpfung von zivilgesellschaftlichen Watchdog-Funktionen und staatlichem Evaluationsauftrag eine kritische Entwicklung ist.
Zum Abschluss der Werkstatt wurden zentrale Erkenntnisse, Wünsche und To-Dos mittels Mentimeter gesammelt: Motivation, neue Kontakte, verstärkte Partizipation, Austausch und Flexibilität stehen ebenso auf der Liste wie die Sensibilisierung für den politischen Charakter von MEAL, die Reflexion von Machtverschiebungen und eine stärkere Verankerung von Interpretationsworkshops.
Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass menschenrechtsbasierte Evaluationen sowohl Lern- als auch Veränderungsprozesse anstoßen – und dafür neue Netzwerke, Werkzeuge und Workshops notwendig sind. Das Signal für die Community: Die Arbeit bleibt anspruchsvoll, aber das gemeinsame Engagement für mehr Menschenrechte in der Entwicklungszusammenarbeit zeigt Wirkung.
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Die Werkstatt „Menschenrechtsbasierte Evaluierung“ der VENRO AG Wirkungsorientierung, dem Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) und dem Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) fand am 09.09.2025 in Bonn statt.
