(tl;dr) Dieser BMZ Aktionsplan bietet breite Chancen für nachhaltige Partnerschaften und wirtschaftliches Wachstum, stellt jedoch hohe Anforderungen an Koordination, Risikoakzeptanz und die Balance von Interessen aller Beteiligten. Entwicklungspolitik soll die deutsche Außenwirtschaft stärker fördern. Umgekehrt wird aus dem Plan nicht deutlich, wie die Wirtschaft besser zu den Entwicklungszielen beitragen soll. Die erfolgreiche Umsetzung wird wegweisend für die Zukunft der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sein.
Der heute von Bundesministerin Alabali Radovan vorgelegte Aktionsplan „Starke Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit“ markiert einen strategischen Meilenstein in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Im Zentrum steht die engere Verknüpfung von deutscher Wirtschaft und entwicklungspolitischem Engagement, mit dem Ziel von gegenseitigem Nutzen für Partnerländer und Deutschland selbst.
Eine zentrale Chance des Plans besteht darin, den Dialog mit der Wirtschaft deutlich zu intensivieren. Das BMZ will Unternehmen und Verbände systematisch frühzeitig in Projekte und Verhandlungen einbinden, sodass wirtschaftliche Interessen und entwicklungspolitische Ziele besser verzahnt werden. Dies schafft Synergien und fördert ein gemeinsames Verständnis für nachhaltige Kooperationen.
Die gezielte Einbindung von Unternehmen in die Entwicklung von Infrastrukturmaßnahmen und politischen Dialogen verspricht höhere Qualität und Nachhaltigkeit der Projekte. Deutsche Unternehmen können Know-how und Standards direkt einbringen, was gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit in Globalmärkten stärkt.
Strukturelle Hemmnisse für deutsche und europäische Unternehmen sollen abgebaut werden. Durch transparentere und gerechtere Ausschreibungskriterien sowie bessere Zugangsbedingungen soll der Wirtschaft der Einstieg in Entwicklungs- und Schwellenländer erleichtert werden. Das fördert Investitionen und trägt zu stabileren Lieferketten und wirtschaftlichem Wachstum bei.
Die Skalierung privater Investitionen durch standardisierte Blended Finance-Instrumente ist ein weiterer vielversprechender Ansatz. Durch die Mobilisierung größerer privater Kapitalvolumina kann Entwicklungspolitik wirksamer und nachhaltiger gestaltet werden. Die Zusammenarbeit mit internationalen Finanzplattformen wie SCALED wird hier Schlüsselrollen spielen.
Der Aktionsplan adressiert auch die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen in Partnerländern. Rechts- und Planungssicherheit, faire Steuersysteme, transparente Beschaffung sowie Investitionen in klimafreundliche Infrastruktur sind unabdingbar für nachhaltiges Wachstum. Hier setzt das BMZ auf enge Kooperation mit Partnerregierungen und multilateralen Akteuren.
Für den Mittelstand stellt der Plan zusätzliche Fördermöglichkeiten bereit, etwa durch das neue TradeConnect-Garantieinstrument für kleine Export- und Importprojekte. So soll auch kleineren Unternehmen der Zugang zu Wachstumsmärkten erleichtert und die lokale Wertschöpfung gestärkt werden.
Ein weiteres Kernthema ist die nachhaltige Sicherung der Rohstoffversorgung. Das BMZ will in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und dem Bundesministerium für Wirtschaft gezielt Risiken mindern und lokale Wertschöpfung in Rohstofflieferketten fördern. Dabei steht ein ausgewogener Win-Win-Ansatz im Vordergrund.
Die Förderung der sozial gerechten Energiewende in Partnerländern, insbesondere die Herstellung von grünem Wasserstoff, eröffnet Chancen für ökologische Transformation und innovative Geschäftsmodelle. Unterstützt werden Investoren ebenso wie lokale Energiebetriebe und Regionalorganisationen.
Ein oft vernachlässigtes Thema ist die Fachkräftemigration. Der Aktionsplan erkennt das große Potenzial an Kooperationen zur fairen Rekrutierung von Fachkräften zum Nutzen beider Seiten. Mit der geplanten Fachkräfteallianz werden innovative Lösungen für den globalen Arbeitsmarkt vorangetrieben.
Die Mammutaufgabe des Wiederaufbaus in Krisenregionen wie der Ukraine oder Syrien wird ohne privatwirtschaftliches Engagement nicht zu bewältigen sein. Die enge Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen in Beratung, Projektentwicklung und Finanzierung stellt hier eine wichtige Säule dar.
Insgesamt vermittelt der Aktionsplan ein klares Signal: Entwicklungspolitik wird künftig noch stärker als Partnerin von Wirtschaft und Gesellschaft verstanden. Die Herausforderung liegt darin, diesen ambitionierten Ansatz mit konkreten Maßnahmen in einer komplexen globalen Lage wirkungsvoll umzusetzen.
Quellen: BMZ-Aktionsplan „Starke Partnerschaften für eine erfolgreiche Wirtschaft weltweit“, Oktober 2025, https://www.bmz.de/de/starke-partnerschaften-269800
