Studie: Afrikas demografische Herausforderung

Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und Stiftung Weltbevölkerung stellen
Studie ?Afrikas demografische Herausforderung? vor

Berlin/ Hannover, 15. September 2011. Erstmals werden Ende Oktober nach den
Projektionen der Vereinten Nationen sieben Milliarden Menschen auf der Erde leben. In
der ärmsten Region der Welt ? in Afrika südlich der Sahara ? wächst die Bevölkerung
weltweit am stärksten, bis zur Jahrhundertmitte wird sie sich wahrscheinlich
verdoppeln. Dies verschärft die Armut, weil immer mehr Menschen um Ackerland, Wasser
und Nahrung konkurrieren. Wenn es Afrika gelingt, die Geburtenraten zu senken und
gleichzeitig den vielen jungen Erwerbsfähigen produktive Arbeit zu geben, stehen dem
Kontinent jedoch ähnliche Entwicklungschancen offen wie den asiatischen Tigerstaaten
in den vergangenen Jahrzehnten. Dies zeigt eine aktuelle Studie, die das
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Stiftung
Weltbevölkerung und dem International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA)
erstellt hat.

?Um in Afrika eine günstige demografische Ausgangslage zu erreichen, müsste der Anteil
der Personen im erwerbsfähigen Alter gegenüber den jüngeren und älteren Menschen, die
zu versorgen sind, steigen?, erklärt Dr. Reiner Klingholz, Direktor des
Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Derzeit ist in den Ländern südlich
der Sahara fast jeder Zweite jünger als 15 Jahre. Damit verfügt die Region über
vergleichsweise wenige Menschen im Erwerbsalter.

Senkung der Geburtenraten notwendig

Bei sinkenden Geburtenraten indes würde der Anteil der Erwerbsfähigen steigen.
?Voraussetzung dafür wären massive Investitionen in Bildung und die Gleichstellung von
Frauen und Männern?, sagt Klingholz, ?denn damit wächst bei den Menschen der Wunsch
nach weniger Nachwuchs.? Zusätzlich sind verstärkte Investitionen in Familienplanung
und Aufklärung entscheidend. Denn viele Frauen bekommen in Afrika mehr Kinder, als sie
sich wünschen, da sie oft keine Möglichkeiten zur Verhütung haben. ?Weltweit haben 215
Millionen Frauen keinen Zugang zu Familienplanung, obwohl sie eine Schwangerschaft
vermeiden wollen?, erklärt Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung.

Dass über eine Senkung der Geburtenrate und Investitionen in Bildung wirtschaftlicher
Aufschwung möglich ist, haben die asiatischen Tigerstaaten in den vergangenen
Jahrzehnten gezeigt. Sie standen zu Beginn ihres beeindruckenden Aufstiegs
demografisch und ökonomisch nicht besser da als viele afrikanische Staaten heute.

Die Studie steht zum Download unter http://www.berlin-institut.org zur Verfügung.

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