Die 2030-Agenda setzt mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) neue Maßstäbe für die die Stadt-, Regional- und Kommunalpolitik: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten (SDG 11); soziale Ungleichheit abbauen (SDG 10), Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern (SDG 7) ; eine belastbare Infrastruktur aufbauen (SDG 9), inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen (SDG 9); Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen (SDG 13).
Nach dem Weltsiedlungsgipfel Habitat III in Quito gibt es einen stadtpolitischen Folgeprozess, der direkt Bezug auf die Umsetzung des SDG 11 nimmt. Diese New Urban Agenda (NUA) sollte die dreifache Funktion der Städte in der Förderung der nachhaltigen Entwicklung anerkennen. Städte sind Räume, in denen viele unterschiedliche Akteure gemeinsam die Städte der Zukunft gestalten, schaffen und aushandeln. Städte sind Orte, an denen Maßnahmen und Handlungen für – oder gegen -– nachhaltige und inklusive Entwicklung konkret werden und Gestalt annehmen.
Ob die Transformation der Welt hin zu mehr Nachhaltigkeit gelingt, wird in den Städten entschieden. Städte sind nicht nur lokale, sondern auch globale Akteure. Sie sind von grundlegender Bedeutung für nachhaltige Entwicklung sowie für den Schutz globaler öffentlicher Güter wie beispielsweise der Ökosysteme, des Klimas, des wirtschaftlichen Wohlstands, der sozialen Integration, der Demokratisierung sowie politischer Stabilität. Dieses Verständnis der Rolle der Städte verlangt nach einer Neugestaltung der politischen Antworten und nach wirklich transformativen Maßnahmen, die die Art und Weise, wie wir Städte nutzen, bauen und verwalten bzw. steuern, grundlegend verändern.
Städte weltweit müssen sich selbst neu erfinden, wenn sie ein sicheres Zuhause für kommende Generationen sein wollen. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für eine nachhaltige Entwicklung entfalten. Ein „Weiter so wie bisher“, würde ohne gestaltende Urbanisierungspolitik zu einer nicht-nachhaltigen Welt-Städte-Gesellschaft führen. Nur wenn Städte und Stadtgesellschaften ausreichend handlungsfähig werden, können sie ihre Kraft für eine nachhaltige Entwicklung entfalten: In den Städten wird sich entscheiden, ob die Große Transformation zur Nachhaltigkeit gelingt. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Such- und Lernprozess. Es ist eine Sache der Gesellschaft insgesamt, die Welt zukunftsfähig zu machen und soziale, ökonomische und ökologische Ziele zu vereinen.
Städte wachsen weltweit. Bis 2030 werden fast zwei Drittel der Menschheit werden in Städten wohnen. Der Wissenschaftliche Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat daher sein Jahresgutachten 2016 dem Thema „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“ gewidmet. Demnach sei es notwendig, von der Politik der kleinen Schritte wegzukommen und stattdessen strategische Änderungen anzugehen. Zur Transformation der Städte in Richtung Nachhaltigkeit ist ein Zusammenwirken und eine Balance von drei Dimensionen nötig. Neben Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und Teilhabe erkennt der WBGU die Dimension der „Eigenart“ als zentral, um in urbanen Lebensräumen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass (a) Menschen in den räumlichen Strukturen Selbstwirksamkeit entfalten und urbane Lebensqualität für sich empfinden und herstellen können, dass sich (b) Ortsidentität und soziale Kohäsion entwickeln können und dass (c) soziale sowie ökonomische Kreativitäts- und Innovationspotenziale gestärkt werden, die durch ortsgebundene Interaktionen (Konnektivität) zwischen Akteuren aus verschiedenen gesellschaftlichen Sphären entstehen.
Literatur
Deutsches Habitat Forum, Berliner Empfehlungen für die Städte von morgen. Berlin, 2. Juni 2016, http://www.german-habitat-forum.de/assets/berliner-empfehlungen_de.pdf English: http://www.german-habitat-forum.de/english/assets/berlin_recommendations.pdf Español: http://www.german-habitat-forum.de/spanish/assets/recomendaciones-de-berl%c3%adn.pdf |
Deutscher Städtetag, 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten, Musterresolution für Städte, http://www.staedtetag.de/imperia/md/content/dst/presse/2015/2030-agenda_nachhaltige_entwicklung_sept_2015.pdf |
Unger, Knut, Die SDGs als Maßstab der deutschen Wohnungspolitik? In: Deutschland und die UN-Nachhaltigkeitsagenda, Juli 2016, https://www.2030report.de/sites/default/files/bericht2030/Kapitel_2-15_Unger-Wohnungspolitik.pdf |
Dick, Eva, Städtische Governance für nachhaltige globale Entwicklung: von den SDGs zur New Urban Agenda, Analysen und Stellungnahmen 6/2016, Bonn: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), http://www.die-gdi.de/uploads/media/AuS_6.2016n.pdf English: http://www.die-gdi.de/briefing-paper/article/urban-governance-for-sustainable-global-development-from-the-sdgs-to-the-new-urban-agenda/ |
WBGU, Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte, Hauptgutachten 2016, Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, Berlin, http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2016-urbanisierung/ English: http://www.wbgu.de/en/flagship-reports/fr-2016-urbanization/ |
Paulini, Inge, Die Große Transformation zur nachhaltigen Stadt der Zukunft, WBGU http://www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de/NPZ_PAULINI-140930-final.pdf |
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Zukunftsstadt. Strategische Forschungs- und Innovationsagenda, Berlin 2015, http://www.nationale-plattform-zukunftsstadt.de/BMBF_NPZ-FINA_Ansicht.pdf |
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